Gemäss einem Bericht des landwirtschaftlichen Informationsdienstes LID über eine Umfrage der Forschungsanstalt Agroscope ART in Tänikon steigen Bauern vor allem aus finanziellen Gründen aus der Bioproduktion aus - von 2005 bis 2009 ca. 7%; weitere 14% würden über einen Ausstieg nachdenken. Neben zu geringen Mehrpreisen für Bioprodukte trügen zu teure oder schwer verfügbare Biofuttermittel, zu geringe Direktzahlungen oder häufig ändernde und verschärfte Richtlinien am häufigsten zum Ausstieg bei.

Wer aus der Nähe beobachten konnte, wie Biobauern auf die Vorschrift der 100%-Biofütterung von Wiederkäuern (ab 2009) reagierten, wundert sich nicht. Für viele war das, was von KonsumentInnen als selbstverständlich angenommen wurde (die 100%-Biofütterung), eine absolute Zumutung der Bürokraten aus Basel (die damit ja nur ihre Pflicht gegenüber Bern bzw. Brüssel erfüllten). An entsprechenden Orientierungsveranstaltungen gab es Berater von ladwirtschaftlichen Schulen, die gleich Rückumstellungsberatung anboten – man habe volles Verständnis für den Ärger über die Vorschriften und die Beschaffungsschwierigkeiten.

Die Schwierigkeiten bei der Futtermittelbeschaffung haben u.a. damit zu tun, dass viele Milchproduzenten nach der Bioumstellung versuchen, die Milchleistung möglichst hoch zu halten. Das geht nur mit Kraftfutter, das nun plötzlich von Brasilien kommen muss, was wiederum – verständlicherweise – KonsumentInnen kopfscheu macht. Eine extensivere Produktion, welche u.a. auch der Tiergesundheit dient, entspricht viel eher der Bio-Idee als die Hochleistungsproduktion. Vielleicht lässt sich zur Unterstützung extensiverer Produktion ein Grossverteiler finden, der ein neues Milchlabel kreiert. Es würde bedeuten: „Nur mit hofeigenem Futter produziert“.

Wenn ein Umsteller den Eindruck hat, die Umstellung auf bio sei v.a. eine technische Massnahme, welche durch höhere Preise / Erträge mehr als abgegolten werden müsste, dann liegt der Fehler möglicherweise bereits bei der Umstellberatung. Die Bio Suisse wolle mit einer Bio-Offensive auf diese Entwicklung reagieren, schreibt der LID: „Mit Beratung und Bildung, mit einer Revision der Richtlinien und verbessertem Beschaffungsmarketing soll der Biolandbau wieder attraktiver werden.“ Vielleicht sollte die Offensive defensiv geführt werden. Irgendwo und irgendwann müsste gesagt werden: wer vom Sinn der Biolandwirtschaft nicht überzeugt ist, lässt die Umstellung besser bleiben.

Matthias Wiesmann

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