Heute stellen die meisten KonsumentInnen unserer Ernährung punkto Nachhaltigkeit nur ein mittelmässiges Zeugnis aus. Das dritte Future Food Symposium zeigte, dass unser Ernährungssystem sich weiterentwickeln kann und soll, um Umwelt und Klima weniger zu belasten.

hamburger 494706 1280Unser Ernährungssystem kann und soll sich weiterentwickeln, um Umwelt und Klima weniger zu belasten. Bild: Pixabay
Zwar sei der ökologische Fussabdruck der Schweizer Bevölkerung in den vergangenen Jahren etwas gesunken, sagte Karine Siegwart vom Bundesamt für Umwelt. Er sei aber leider noch immer viel zu hoch. «Und unsere Ernährung trägt stark dazu bei. Wir benötigen deshalb eine standortangepasste Landwirtschaft», fügte sie hinzu. Diese solle auch politisch gefördert werden und zwar mit den richtigen Anreizen. Und: alle Beteiligten der gesamten Lieferkette müssten Verantwortung übernehmen, nicht nur ProduzentInnen oder KonsumentInnen.

Gute Ideen gesucht

Sofia Barth und Jelena Filipovic der jungen Bewegung Landwirtschaft mit Zukunft wollen in einem Prozess, in dem möglichst viele zu Wort kommen, Ideen entwickeln, wie genau das Ernährungssystem sich verändern könnte. Auch hier: Die Politik stehe in die Verantwortung solche Rahmenbedingungen zu schaffen, die KonsumentInnen gute und nachhaltige Entscheidungen leicht machen.

Den Boden brauchen wir

Bodenkundler Andreas Fliessbach teilte seine Expertise aus 30 Jahren Arbeit am Forschungsinstitut für biologische Landwirtschaft (FiBL). Er macht sich Sorgen: Abbau und Verlust des Humusgehalts verringern die Fruchtbarkeit des Bodens. «Dabei könnte durch eine sorgfältige Pflege und einen gezielten Humusaufbau zusätzlich CO2 gespeichert werden», gab er zu Denken. Und genau das möchte Benedikt Bösel von Gut&Bösel. Er erklärte die Versuche auf den sandigen und degradierten Böden Brandenburgs: «Wir wollen das Land, das wir bewirtschaften, durch unsere Nutzung verbessern: Wir wollen Humus aufbauen und so aktiv CO2 im Boden speichern. Wir orientieren uns an der sogenannten regenerativen Landwirtschaft». Und welche Unternehmerin, welcher Firmenchef würde seinen NachfolgerInnen einen Betrieb übergeben, dem die Produktionsgrundlagen entzogen wurden? Genau das aber passiere in der heutigen Landwirtschaft. Doch nicht die LandwirtInnen allein seien zu rügen, die meisten von ihnen hätten stets das gemacht, was von ihnen verlangt wurde: viele günstige Produkte herzustellen.

Grosse Verluste

Viele Nebenprodukte von Schweizer Schlachthöfen werden entweder exportiert oder zu Tierfutter verarbeitet, führte Pirmin Aregger von der Micarna Gruppe aus. Diese Verluste kommen zu Stande, weil die Schweizer KonsumentInnen ziemlich wählerisch sind und gewisse Teile nicht essen. Vor allem der Einsatz als Tierfutter sei aber ein lukratives Geschäft. Deswegen habe man keinen Anreiz, solche «Verluste» für die menschliche Ernährung zugänglich zu machen.
Auf die Frage, ob eine verlustfreie Lebensmittelverarbeitung Träumerei ist oder die Zukunft, ging Nadina Müller von der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften ein: «Von den 9750 Kilokalorien, die pro Person auf dem Feld wachsen, stecken wir uns nur einen Drittel - also 2530 Kilokalorien - in den Mund», so die Forscherin. Ein Grossteil der anderen zwei Drittel blieben bei der Verarbeitung in der Lebensmittelindustrie und beim Konsum in den Haushalten auf der Strecke.

Wie kommen Schadstoffe wieder heraus?

Die Futtermitteltechnikerin Céline Clément von Agroscope gab einen Einblick in die Aufgaben der amtlichen Futtermittelkontrolle: nur 1/3 der untersuchten Futtermittel entsprächen nicht den gesetzlichen Anforderungen und enthalten zu wenig erwünschte Inhaltsstoffe oder zu viel Pestizidrückstände.
Wie bringt man Gifte weg aus Lebensmitteln? Am Beispiel von Arsenbelastung bei Reis zeigte Andrew Meharg, wie kontaminierte Nahrung gereinigt und so für die menschliche Ernährung unbedenklich gemacht werden kann. Beim Reis liegt der grösste Anteil der Nährstoffe in der Kleie direkt unter der Schale und nicht im Korn. Aber dort können sich auch unterschiedliche Schadstoffe wie Arsen anreichern. Reis gehört zu den pflanzlichen Lebensmitteln, die am meisten Arsen enthalten. Im Gegensatz zu anderen Getreidearten kann Reis den Stoff aus dem Boden aufnehmen und anreichern. Da es wasserlöslich ist, kann es aber beim Waschen mit warmem Wasser herausgelöst werden. Versuche zeigen, dass Nährstoffe nicht mit ausgewaschen werden. Ob dies auch für Vitamine, welche in der Kleie enthalten sind, auch gilt, muss noch untersucht werden.

Quelle: Alles bleibt drin?! – Ein Ernährungssystem ohne Verluste?

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