Die Fleisch-Werbung von Coop und Migros wirkt sehr tierfreundlich. Doch das grosse Geschäft machen die Detailhändler mit Fleisch aus konventioneller Haltung - was gar nicht tierfreundlich ist.

billiges HuehnerfleischAuf der ersten Seite scharren glückliche Hühner auf einer grünen Wiese. Ein prächtiger Hahn überblickt seine Hennenschar. Die kleinbäuerliche Idylle eines Bio- Hofs scheint im «Migros-Magazin» perfekt zu sein. Ein anderes Bild zeigt sich weiter hinten im Heft. Hier wird für Aktions-Pouletschnitzel geworben. Diese kommen aber leider nicht von einem idyllischen Bio-Hof, sondern aus konventioneller Pouletmast. Die Tiere leben dort in Herden mit bis zu 15 Hühnern pro Quadratmeter und sehen nie eine Wiese.

Immer wieder machen Coop und Migros Aktionen mit billigem Fleisch aus Tierhaltung, die nur minimalen Ansprüchen genügt - gerade so dass die Tiere nicht vorzeitig sterben. Pouletfleisch wird am häufigsten verbilligt. Das Magazin K-Tipp hat die Frischfleischangebote in den Aktionsbeilagen des «Migros-Magazins» und der «Coop-Zeitung» aus dem letzten Jahr ausgewertet. Ergebnis: von 817 Fleischaktionen stammten 519 aus konventioneller Mastproduktion. Dabei müssen die Tiere bloss nach den Minimalanforderungen des Tierschutzgesetzes gehalten werden. Mit Tierwohl hat das wenig zu tun, wie eine Studie im Auftrag des Bundesamts für Landwirtschaft 2013 ergab. Demnach schreibt das Gesetz nur gerade das vor, «was dem Tier noch zugemutet werden kann». Es definiert die rechtliche Grenze zur Tierquälerei. 

Teures Bio-Fleisch war nur 22 Mal vergünstigt erhältlich (2,7 Prozent der Aktionen). Der Rest – total 276 Aktionen – entfiel auf weniger strenge Labels wie zum Beispiel Terra Suisse und Naturafarm. Konventionelles Fleisch gibt es nicht nur am häufigsten als Aktion, es wird viel billiger angeboten, also für 70 bis 50 Prozent des Normalpreises. Fleisch-Aktionen sollen die Kundschaft eben in die Läden locken.

Der Schweizer Tierschutz spricht von einem Preiskampf auf Kosten der Tiere: «Die Detailhändler unterbieten sich bei konventionellem Fleisch mit Tiefstpreisen», ärgert sich der Co-Geschäftsführer Stefan Flückiger. Weil es konventionelles Fleisch fast permanent in Aktion gebe, bleibe viel Bio-Fleisch Haltung im Regal liegen. Flückiger: «Auf diese Produkte schlagen die Detailhändler hohe Gewinnmargen und bieten sie zu unattraktiven Preisen an.» Der Tierschutz prüft nun eine Initiative mit dem Ziel: kleinere Preisunterschiede zwischen Bio und konventionell.

Quelle: K-Tipp Nr. 6, 23. März 2022, Darko Cetojevic/Roger Müller, Aktionen: Teures Bio-Fleisch gibts kaum je vergünstigt

Geben Sie hier Ihren Kommentar ein...
Zeichen übrig
oder als Gast kommentieren
Lade Kommentar... Der Kommentar wird aktualisiert nach 00:00.

2 unserer Mitglieder

Neue Mitglieder

Partner

Ökoportal
Ökoportal
oekoportal.de
AöL
AöL
aoel.org
Klimagerechtigkeitsinitiative Basel 2030
Basel 2030
basel2030.ch
previous arrow
next arrow
Nach oben