Urs Brändli, Präsident von Bio Suisse und Meisterlandwirt, schreibt zu der Tendenz, bei Bio-Lebensmitteln zu sparen. Es sei sparen am falschen Ort - auf Kosten der nächsten Generationen, der gesamten Gesellschaft und der Umwelt.

Sparen bei BiolebensmittelnSparen bei Biolebensmitteln ist sparen am falschen Ort. Symbolbild: Pixabay

«Ich würde ja gerne mehr Bio-Produkte kaufen, aber die Preise sind mir einfach zu hoch.» In Zeiten, in denen alles teurer wird, wollen viele bei Bio-Lebensmitteln sparen. Aber sparen wir so wirklich?

Die Schäden zahlen wir mit den Steuern

Zugegeben, die Preise für Bio-Produkte sind meist etwas höher. Das hängt damit zusammen, dass wir Belastungen von Natur und Umwelt sowie den Verbrauch von Ressourcen nicht via Lebensmittel, sondern indirekt bezahlen. Ein aktuelles Beispiel: Wegen zu hoher Rückstände von Pestiziden mussten mehrere Gemeinden Grundwasserfassungen stilllegen. Die Ersatzbeschaffung dürfte viele Millionen an Steuergeldern benötigen. Im Verkaufsregal ist Bio somit einem unfairen Wettbewerb ausgesetzt. Denn Bio-Produkte verursachen deutlich weniger externe Kosten, da Bio-Bäuerinnen und -Bauern auf den Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutz- und Düngemitteln verzichten. So werden Rückstände in Gewässern, in der Natur oder gar auf Lebensmitteln vermieden.

Fruchtbarkeit wächst bei Bio-Böden

Ohne diese regelmässigen Pestizidduschen kann sich die Biodiversität auf der gesamten Bio-Betriebsfläche entfalten. Sie treffen auf Bio-Höfen bis zu 30 Prozent mehr Pflanzenarten und bis zu 50 Prozent mehr Insekten und Kleinlebewesen an. Bio-Böden werden nicht ausgebeutet und ausgelaugt. Ihre Fruchtbarkeit nimmt dank vielseitiger Fruchtfolge auf den Feldern über die Jahre sogar zu. Wir übergeben damit der nächsten Generation Böden, die humusreicher und somit fruchtbarer sind als heute. Zudem: Wer viel selber kocht, den Fleischkonsum und Food Waste niedrig hält und oft direkt beim Bio-Bauern einkauft, der kann sich auch bei einem knappen Budget Bio leisten.

Jeder Einkauf eine Bestellung

LandwirtInnen produzieren so, wie wir als Konsumierende einkaufen. Dort, wo ich ein Lebensmittel aus dem Regal ziehe, wird es in gleicher Qualität nachgefüllt. Jeder Einkauf ist zugleich eine Bestellung. Mit dem Kauf von Bio-Produkten erhalten die Bäuerinnen und Bauern die Aufforderung: Produziert mehr davon! Wenn jede Person unseres Landes den persönlichen Bio-Konsum jährlich um nur zehn Prozent steigern würde, würde die gesamte landwirtschaftliche Produktion in unserem Land innert weniger Jahre biologisch.

Fazit: Wer Bio-Produkte kauft, darf guten Gewissens geniessen und tut dies nicht auf Kosten der Umwelt.

Quelle: Die Nachfrage regelt das Angebot, Doppelpunkt vom 19. Oktober 2022

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