Quasi über Nacht senkten Migros, Coop, Aldi und Lidl ihre Preise für Biomilch deutlich – und das, obwohl Biomilch auf dem Schweizer Markt zunehmend knapp wird. Wie passt das zusammen?

MilchParadox: Biomilch wird knapp und trotzdem sinken die Preise. Quelle: Canvas

Die Produktion ist rückläufig

Die Produktion von Biomilch sank 2023 um 3,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, berichtete Bio Suisse gegenüber der NZZ. Gründe dafür seien unter anderem die neuen, verschärften Anforderungen von Bio Suisse, die unter anderem nur noch 5 Prozent Kraftfutter erlauben und fordern, dass das Bioheu vollständig aus der Schweiz stammt.
Besonders in Bergregionen würden diese Vorgaben Probleme bereiten. «Viele Bauern haben deshalb Schwierigkeiten mit der Umstellung auf Bio, und einige wenden sich sogar vom Knospe-Label ab», erkärte Lukas Inderfurth, Mediensprecher von Bio Suisse gegenüber der NZZ.
Zudem habe die jungere Generation bei Hofübernahme oftmals andere Schwerpunkte. Dennoch steigt die Nachfrage nach Biomilch in der Schweizer Bevölkerung.

Preissenkungen im Einzelhandel

Gleichzeitig senkten paradoxer Weise die führenden Lebensmittelhändler ihre Preise für Biomilch. Migros verkauft den Liter für 1.85 Franken, Aldi und Lidl für 1.80 Franken und Coop für 1.90 Franken, während der Durchschnittspreis 2023 bei 1.96 Franken lag, so die NZZ am Sonntag.

Diese Preissenkungen sind laut Stefan Flückiger, Präsident des Vereins Faire Märkte Schweiz, eine Reaktion auf den Preisdruck durch die Discounter. Zudem hatten Preisüberwacher zuvor die hohen Margen von Migros und Coop bei Biomilch kritisiert. Die Detailhändler bestritten jedoch höhere Margen im Biosegment.

Herausforderungen für die Zukunft

Trotz der Preissenkungen, die die Nachfrage weiter ankurbeln dürften, wird das Angebot an Biomilch nicht so schnell wachsen können.
Eine Beantragung des Knospe-Labels erfordert eine zweijährige Übergangszeit. Und auch die Problematik der Fütterungsanforderungen bleibt bestehen, auch wenn Bio Suisse die Umsetzungsfrist verlängert hat.

Kritiker wie der Engadiner Biobauer Armon Mayer betonen, dass die Bergbauern die Fütterungsanforderungen nicht erfüllen können, da sie das benötigte Biofutter in der Höhe nicht selbst anbauen können. Mayer stellt zudem infrage, ob es nicht sinnvoller wäre, Schweizer Äcker für den Anbau von menschlicher Nahrung zu nutzen.
Er selbst hat laut NZZ noch nicht entschieden, ob er künftig dem Knospe-Label treu bleiben will.

Richtlinien Bio Suisse

Quelle: «Das Biomilch-Paradox: Es gibt zu wenig davon – und doch wird die Packung im Laden jetzt billiger», NZZ, 05.06.24

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