- 18. November 2014
- Nachrichten | Branchen-News
Erfolg für die Petition von Brot für alle, Fastenopfer und Partner sein: Zwar tritt die SBB nicht der Fair Wear Foundation bei, doch sie anerkennt deren strengen Anforderungen und will beim Einkauf von Textilien noch stärker auf Arbeitsbedingungen und soziale Kriterien achten.
Sympathisches Bahnpersonal in fair hergestellter Betriebskleidung: Das Ziel der von 18`000 Personen unterstützen Petition zur Ökumenischen Kampagne 2014 rückt einen Schritt näher. «Künftig können sich auch die Mitglieder der Fair Wear Foundation (FWF) bei Ausschreibungen der SBB für den Einkauf von Betriebskleidungen beteiligen – ohne dass sie der Zertifizierungsstelle und Überprüfungsinitiative BSCI beitreten oder von dieser geprüft werden müssen», erläutert Erica van Doorn, Direktorin der FWF. «Das ist ein erster Schritt in die richtige Richtung.»
BSCI (Business Social Compliance Initiative) wird von Modemarken und Grosseinkäufern von Textilien getragen. Auch die SBB ist Mitglied. Sie verpflichten sich, bei ihren Lieferanten Mindeststandards bei den Arbeitsbedingungen und Löhnen einzufordern. Es erfolgt aber keine unabhängige Kontrolle und Resultate müssen nicht veröffentlicht werden. Die FWF setzt strengere Anforderungen. In die Kontrollverfahren bezieht sie Unternehmen, Belegschaft und Gewerkschaften gleichermassen ein. Für die drei Werke gewährleistet dieser Multistakeholderansatz viel besser als rein unternehmenseigene Massnahmen, dass bei den Lieferanten und ihren Fabriken soziale Standards in der Produktion wirklich eingehalten werden.
Ein bisschen wird die Absicht der Petition, die Lage der Beschäftigten in der Textilindustrie zu verbessern, aber aufgenommen. Jacqueline Klaiss Brons, Bereichsleiterin Beschaffungswesen SBB, sicherte zu, dass die Bahn bei den Beschaffungsverfahren weiterhin anstrebe, „Best Practice" zu berücksichtigen, also bei den Anbietern mit den besten Standards einzukaufen. Die SBB habe sich vorgenommen, innerhalb von BSCI dafür zu sorgen, dass die Kontrollen und die Qualität der Überprüfungen besser würden.
In Bangladesh waren in der Vergangenheit Fabrikgebäude eingestürzt oder abgebrannt, obwohl sie noch kurz zuvor von BSCI zertifiziert worden waren. Dennoch will die SBB nicht auch noch der FWF beitreten. Doch öffentlich-rechtlichen Unternehmen wie der Bahn kommen gerade beim Einkauf eine besondere Rolle zu: achten sie bei ihren Lieferanten auf hohe soziale Standards, hat dies Vorbildwirkung für private Unternehmen. Die Absage der SBB an die FWF ist deshalb eine leise Enttäuschung. Die Post ist der FWF schon 2012 beigetreten und zeigt, dass dies eine umsetzbare Option ist.
Fastenopfer, Brot für alle und Partner sein setzen sich auch auf der politischen Ebene für den Einbezug und die effektive Kontrolle von Sozialstandards in der Beschaffung ein. Sie müssen bei der anstehenden Überarbeitung des Bundesgesetzes und der Interkantonalen Vereinbarung über das öffentliche Beschaffungswesen ausdrücklich verankert werden. Nur so wird sichergestellt, dass in der öffentlichen Beschaffung neben wirtschaftlichen auch soziale Mindeststandards und ökologische Minimalanforderungen in der Produktion aller beteiligten Firmen berücksichtigt und umgesetzt werden.
Quellen, Kontakte, weitere Informationen:
- Medienmitteilung «Brot für alle» und «Fastenopfer»
- Petition: 18'000 Unterschriften für die SBB
- Patricio Frei, Kommunikation Fastenopfer, 076 520 24 66
- Urs Walter, Kommunikation Brot für alle, 079 489 38 24