- 16. März 2015
- Nachrichten | Branchen-News
Wie soll es weiter gehen mit der Pflanzenzüchtung? Dieser Frage stellten sich bei einem Podiumsgespräch während der letzten BIOFACH auch einige namhafte Politiker aus Deutschland und der Schweiz. «Im Rahmen des laufenden Strategieprozesses zur Pflanzenzüchtung mit dem Bundesamt für Landwirtschaft in der Schweiz, möchten wir neu ein «Swiss Plant Breedingcenter» etablieren», meinte dazu die extra aus der Schweiz angereiste Nationalrätin Maya Graf.
Markus Johann - Die von Friedhelm von Mering vom BÖLW (Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft) gekonnt moderierte Podiumsdiskussion, widmete sich dem wichtigen Thema der Sortenherkunft. Es herrschte unter den PodiumsteilnehmerInnen grundsätzlich Einigkeit, dass die Pflanzenzüchtung für die Landwirtschaft auch sehr wichtig ist. «Trotzdem die Anzahl der Pflanzenzüchtungsbetriebe in den letzten Jahren auch in Deutschland zurückgegangen sei, hätten sie weltweit gesehen immer noch am meisten Züchtungsbetriebe», meinte dazu Stephanie Frank vom Bund deutscher Pflanzenzüchter. Dennoch habe es in den letzten 15-20 Jahren einen grossen Konzentrationsprozess in der Saatgutbranche gegeben, ergänzte dazu Harald Ebner, Bundestagsabgeordneter vom «Bündnis90/die Grünen». Der Saatgutmarkt werde dadurch immer stärker oligopolisiert und die Saatgutpreise würden kontinuierlich steigen. Zudem werde von den Saatgutfirmen auch immer mehr Hybridsaatgut angeboten, damit die Landwirte auch jährlich Z-Saatgut zukaufen müssten.
Genau diesen Konzentrationsprozess bemängelte auch Gebhardt Rossmanith von der Bingenheimer Saatgut AG. «Vor 20 Jahren hätte es noch 20 Pflanzenzüchtungsbetriebe in Deutschland gegeben, die beim Bundessortenamt auch Biosorten angemeldet hätten. Heute gebe es nur noch den Verein Kultursaat», meinte Rossmanith weiter dazu. Zudem wäre die Gentechnik in diesem Zusammenhang auch immer mehr in die Züchtung eingeflossen, beispielsweise beim Herbizid resistenten Raps. Die Bio-Pflanzenzüchtung sei eine Antwort darauf und auch deshalb ganz essentiell für den heutigen Biolandbau. «Wer entscheidet denn, in welche Richtung sich die Pflanzenzüchtung weiter entwickeln wird», fragte etwas provokativ Harald Ebner in die Runde. Das deutsche Programm für Pflanzenzüchtung sei zwar schon um 5, auf 17 Mio. Euro Bundesfinanzmittel aufgestockt worden. Tatsache sei jedoch, dass gleichzeitig gegen 200 Mio. Euro an Bundesfinanzmitteln in die Gentechforschung fliessen würden.
Diese Aussage festigte Maya Graf auch am Beispiel von der Schweiz. Denn die ETH würde für ihre Gentechforschung (aktuell ist gerade ein Gesuch für die Freisetzung einer CIS-Gen-Kartoffelsorte eingereicht worden) auch viel mehr nationale Finanzmittel bekommen, als die «normalen» Pflanzenzüchtungsbetriebe. Deshalb hätten sie eben auch die Koordiniationsgruppe Biozüchtung (ist eine Gruppe aus Personen von FiBL, Bio Suisse, bioverita und den Bio-Planzenzüchtern GZPK, Sativa und Pomaculta) ins Leben gerufen. «Diese Gruppe gibt sich nun sehr aktiv in den Strategieentwicklungsprozess des BLW mit ein», meinte dazu Graf weiter.
Letztendlich war man sich unter den PodiumsteilnehmerInnen auch nicht einig, ob denn der UPOV-Vertrag (weltweit ausgerichteter Staatsvertrag zum Schutz der Pflanzenzüchtung) für die nötige Sortenvielfalt sorgen kann. Auf jeden Fall können die Züchter unter dem UPOV-Vertrag auch den Sortenschutz für ihre gezüchteten Sorten beantragen. Jedoch müssen die für den Schutz beantragen Sorten dann sehr homogen sein. Dies ist für die Bio-Pflanzenzüchter vielfach jedoch gerade auch ein Killerkriterium. Deshalb ist der UPOV-Vertrag nicht unbedingt förderlich für die Biodiversität und Vielfalt. So oder so brauche es allerdings eine möglichst breit abgestützte Pflanzenzüchtung, die auch in Zukunft für die Landwirtschaft gute Sorten hervorbringen kann. Darin waren sich dann auch alle auf dem Podium letztendlich einig.