- 13. Januar 2023
- Nachrichten | Branchen-News
Die Gewichte unter den Schweizer Bio-Anbietern verschieben sich seit längerem. Das Traditionsunternehmen Reformhaus Müller ist nun verschwunden – aber es gibt auch Gewinner. Es deutet wenig darauf hin, dass der Bio-Trend in der Schweiz zu Ende sei.
In den letzten Jahren waren Bio-Produkte wirtschaftlich erfolgreich. Das belegen Zahlen von Bio Suisse. In der Schweiz ist der Umsatz mit Bio-Lebensmitteln von 2016 bis 2021 um 60 Prozent auf rund 4 Milliarden Franken gestiegen. Bio-Produkte erreichen fast 11 Prozent Marktanteil am gesamten Lebensmitteldetailhandel. Von diesem Umsatzwachstum haben auch die Bio-Läden profitiert, in erster Linie aber Coop und Migros, zu dem auch die Kette Alnatura mit 21 Filialen gehört. Zudem sind die Umsätze mit Bio-Lebensmitteln bei Aldi und Lidl in den letzten Jahren stark gewachsen.
Verdrängen die Grossen und Günstigen im Bio-Geschäft nun die Kleinen und Traditionellen? Tatsächlich dürfte die Bio-Revolution ein Stück weit ihre Kinder fressen. In den vergangenen Jahren hat nicht nur die Konkurrenz bei Bio-Lebensmitteln zugenommen. Auch das Angebot bei Speziallebensmitteln hat sich stark vergrössert. Vor zwanzig Jahren waren Reformhäuser wichtig etwa für Menschen, die glutenfrei essen müssen. Mittlerweile führen alle Supermarktketten ein grosses Sortiment an glutenfreien Lebensmitteln.
Die Corona-Pandemie hat den Bio-Trend befeuert: In den Jahren 2020 und 2021 nahmen die Bio-Umsätze in der Schweiz besonders stark zu. Das Jahr 2022 dürfte hingegen eine leichte Schrumpfung des Bio-Marktes gebracht haben. Vor allem im Bio-Fachhandel sind die Umsätze laut Branchenbeobachtern spürbar zurückgegangen. Die Menschen essen jetzt wieder mehr auswärts und achten wegen der Inflation stärker auf ihre Ausgaben. Allerdings handelt es sich um eine Normalisierung nach einem Boom: Der Bio-Markt ist immer noch deutlich grösser als im Vor-Corona-Jahr 2019.
Quelle: Neue Zürcher Zeitung vom 10. Januar 2023, Matthias Benz (Paywall)