Züchtung von neuen Zucchini-Sorten für den Bio-Anbau
Zucchini können sehr unterschiedlich aussehen: von hell- bis dunkelgrün, über gelb, gestreift oder gefleckt. Unter den 194 Gemüsesorten mit bioverita-Zertifizierung sind bereits sechs Zucchini-Sorten.
Die Label-Kommission untersucht, ob alle Kriterien für die Zulassung als bioverita-Sorte erfüllt sind. Bild: Pixabay
Bio-Züchtungsorganisationen wie das bionetz.ch-Mitglied Sativa Rheinau AG sind stets damit beschäftigt, bestehende Gemüsesorten weiterzuentwickeln, um diese an die heutigen Anforderungen auf den Bio-Betrieben anzupassen sowie den Konsument:innen eine vielfältige Auswahl anzubieten. Fadi Kanso, Bio-Gemüse-Züchter bei Sativa, arbeitet gemäss bioverita-Website seit mehreren Jahren an neuen Zucchini-Sorten. Die Sorte Inizia beispielsweise ist bereits seit einiger Zeit auf dem Markt und mit dem bioverita-Label ausgezeichnet. Der Verein bioverita zertifiziert Gemüse- und Getreidesorten aus biologischer Züchtung und sorgt dafür, dass diese vermehrt in den Anbau und die Vermarktung kommen.
Neue Bio-Sorte Samsara
Am Beispiel der Zucchini-Sorte Samsara lässt sich das Vorgehen der Züchtung aufzeigen. Der Sativa-Pflanzenzüchter Fadi Kanso entdeckte in Italien eine Zucchini-Sorte mit aufrechtem Wuchs. Die bestehenden Sorten von Sativa weisen dagegen einen kriechenden Wuchs auf, Früchte und Blätter liegen mehrheitlich auf dem Boden auf. Die entdeckte Sorte dagegen wächst palmenartig in die Höhe, was die Sichtbarkeit und Ernte der Früchte deutlich erleichtert.
Um diese Eigenschaft in eine der bestehenden Zucchinisorten von Sativa einzukreuzen, bringt der Pflanzenzüchter den Pollen der einen auf den Fruchtknoten der anderen Sorte. Während der Saison werden auf dem Zucchinifeld mehrere Kreuzungen produziert. Im Laufe der nächsten Wochen wird das Wachstum der Früchte genau beobachtet und dokumentiert. Beurteilungsfaktoren sind unter anderem: wie schnell sich die Zucchini entwickelt, Form, Grösse und Farbe, die Anfälligkeit für Krankheiten, Erntbarkeit sowie der Geschmack.
Die Zucchinifrüchte, die den Anforderungen am ehesten entsprechen, werden zu Samenträgern: Ihre Samen werden entnommen und wachsen im nächsten Jahr zur nächsten Generation heran. Einige Blüten dieser Pflanzen könnten nun wieder mit anderem Pollen gekreuzt werden, um bestimmte Eigenschaften, wie zum Beispiel die Wuchsform der Pflanze, zu verstärken. Jahr für Jahr werden aus jeder Generation die Exemplare mit den besten Eigenschaften selektiert und die Sorte so Stück für Stück weiterentwickelt.
Homogene Sorten-Eigenschaften
Der Bestand wird mit der Zeit immer homogener, das heisst die Pflanzen und Früchte einer Generation werden sich immer ähnlicher. So entsteht ein Sortenbild, also die Gesamtheit von Eigenschaften, die eine Sorte auszeichnet und von anderen abhebt. Über die Jahre hinweg werden die Generationen parallel an mehreren Standorten angebaut. Es können 10 bis 15 Jahre vergehen, bis eine Sorte in ihren Eigenschaften weitestgehend homogen ist.
Ist der Züchter, die Züchterin mit der Entwicklung der Pflanze zufrieden, wird die Sorte für die Zulassung angemeldet. Nach der Zulassung kann die Sorte beim Verein bioverita anerkannt werden. Dafür untersucht die Label-Kommission, ob alle Kriterien für die Zulassung als bioverita-Sorte erfüllt sind.
Damit die neuen Sorten auch in die Sortimente der Saatgutfirmen aufgenommen werden, wird eine grössere Menge Saatgut benötigt. Dafür wird die neue Sorte nicht mehr nur auf einzelnen Versuchsflächen angebaut, sondern auf mehreren grösseren Parzellen von verschiedenen Bio-Betrieben vermehrt. Schliesslich kann die neue Sorte dann auch die Auswahl auf dem Wochenmarkt oder im Bio-Laden bereichern.