Schweiz ist Fairtrade-Weltmeisterin
Fairtrade Max Havelaar erreicht einen Meilenstein in der Entwicklung des fairen Handels. Im Jahr 2024 wurden in der Schweiz erstmals mehr als eine Milliarde Franken mit Fairtrade-Produkten umgesetzt, dreissig Prozent davon in Bio-Qualität.
Feste Mindestpreise und Prämien schaffen Planungssicherheit für die Produzent:innen. Bild: zVg
Mit der Umsatzsteigerung von vier Prozent gegenüber dem Vorjahr leisten Schweizer Unternehmen und Konsument:innen einen wirkungsvollen Beitrag zur Stärkung der Lebens- und Arbeitsbedingungen von Bäuer:innen und Arbeiter:innen in Asien, Afrika und Lateinamerika, wie die Max Havelaar-Stiftung (Schweiz) per Communiqué mitteilt.
Auch 2024 sei die Schweiz Fairtrade-Weltmeisterin: Der Konsum von zertifizierten Produkten stieg im vergangenen Jahr auf 112 Franken pro Kopf an, womit die Schweiz den eigenen Rekord vom Vorjahr übertrifft. Besonders bei Bananen, Kaffee, Kakao und Blumen konnten die zertifizierten Produzent:innen mehr Produkte zu Fairtrade-Bedingungen verkaufen.
72 Prozent Bio bei Fairtrade-Bananen
«Der Anteil Bio am Gesamtumsatz ist etwa dreissig Prozent», teilt Lukas Krebs, Leiter Marketing & Communications von Fairtrade Max Havelaar auf Anfrage mit. «Hervorzuheben sind sicherlich Bananen, da diese auch vom Umsatz her – fast 113 Millionen Franken – eine der wichtigsten Kategorien sind.» Der Anteil Fairtrade-Rohstoff, der auch Bio-Richtlinien erfüllt, basierend auf Absatzmengen, beträgt bei Bananen 72 Prozent, bei Baumwolle 79 Prozent und bei Tee sogar 93 Prozent. Bei Schokolade dagegen sind es nur neun Prozent, bei Rohrzucker 17 Prozent.
Der geschätzte Marktanteil von Fairtrade im Detailhandel basierend auf Absatzmengen beträgt bei Rohrzucker 88 Prozent, bei Bananen 52 Prozent und bei Reis 41 Prozent. Bei Schokolade und Kaffee beträgt dieser Wert 18 Prozent, bei Tee 13 Prozent und bei Honig neun Prozent.
«Das immense Engagement unserer Partner und die Solidarität der Konsument:innen gegenüber den Kleinbäuer:innen und Arbeiter:innen in Ländern des globalen Südens zeigen Wirkung: Im vergangenen Jahr wurden aus der Schweiz über 13 Mio. USD an Fairtrade-Prämien generiert. Diese werden zusätzlich zum Rohstoffpreis ausbezahlt. Sie dienen der Verbesserung der Einkommen und der Finanzierung von Projekten, die direkt vor Ort geplant und umgesetzt werden.», sagt Kathrin Amacker, Stiftungsratspräsidentin von Fairtrade Max Havelaar.
Wachstum vor allem im Detailhandel und bei Kaffeeröstern
Der Detailhandel trägt mit einem durchschnittlichen Wachstum von vier Prozent insgesamt rund drei Viertel zur Umsatzmilliarde bei, allen voran Coop mit dem weltweit grössten Fairtrade-Sortiment von über 1400 Produkten. Auch Migros, Aldi Suisse, Lidl Schweiz und Volg haben in ihre Fairtrade-Sortimente investiert.
Bemerkenswert ist die Entwicklung bei den 65 Kaffeeröstern: Sie konnten ihren Umsatz um 22 Prozent steigern. Hervorzuheben ist die Rösterei La Semeuse, die ihren Fairtrade-Absatz fast verdoppelt hat. «Mit über 3800 Fairtrade-zertifizierten Produkten ist die Vielfalt in der Schweiz gross. Die gesteigerte Nachfrage ermöglicht es Fairtrade Max Havelaar, mehr zu bewirken – konkret, nachhaltig und direkt vor Ort», resümiert Fabian Waldmeier, Geschäftsleiter von Fairtrade Max Havelaar.
Positive finanzielle Bilanz der Stiftung
Der stetig wachsende Konsum von Fairtrade-zertifizierten Produkten in der Schweiz wirkt sich auch auf die Lizenzgebühren aus. Nachdem Fairtrade Max Havelaar im Vorjahr ein leicht positives Ergebnis auswies, konnte 2024 ein solid positives Finanzergebnis verzeichnet werden, was die finanzielle Situation der Stiftung weiter stärkt.
Die Bäuer:innen und Arbeiter:innen in Ländern des globalen Südens sind durch hohe Produktionskosten, Inflation und Klimakrise besonders belastet. Neue europäische Gesetze verschärfen die Situation zusätzlich. Fairtrade bietet in dieser herausfordernden Situation ein stabiles Modell mit starken sozialen, ökonomischen und ökologischen Standards. Durch feste Mindestpreise und Prämien, transparente Handelsbeziehungen sowie Unterstützung seitens lokaler Produzentennetzwerke schafft das System Planungssicherheit für die Produzent:innen.
Die realen Verbesserungen im Leben der Bäuer:innen und Arbeiter:innen treiben die Stiftung an. Während Fairtrade Max Havelaar einen bedeutenden Meilenstein erreicht hat, bleibt die Mission unverändert: Die kontinuierliche Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen von Menschen in Asien, Afrika und Lateinamerika, die unsere Lebensmittel und Rohstoffe produzieren.