- 05. Oktober 2015
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Soll das Unkrautbekämpfungsmittel Glyphosat in der EU für weitere zehn Jahre zugelassen werden? Dazu hat das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) diesen Frühling einen Grundlagenbericht erstellt. Umweltorganisationen kritisieren nun, das BfR habe wichtige Studien zu Erbgutschäden und Krebserzeugung «nicht berücksichtigt oder fehlerhaft ausgewertet».
bio-markt.info - Bislang hält das BfR den Bericht für die Öffentlichkeit geheim. Wie die deutschen Umweltorganisationen Campact, BUND und das Pestizid Aktions-Netzwerk in einer gemeinsamen Mitteilung schreiben, sei der Bericht durch den Toxikologen Peter Clausing nun «erstmals einer unabhängigen wissenschaftlichen Prüfung unterzogen» worden. Clausing sei der BfR-Bericht «exklusiv zugespielt» worden, so die Verbände.
«Der Bericht des BfR verdreht Tatsachen und verschweigt wichtige Studien zur Krebsgefahr von Glyphosat oder stellt sie falsch dar», erklärte Clausing. «Die Schlussfolgerung liegt nahe, dass das BfR die Beweislage gegen Glyphosat mit Absicht geschwächt hat.» So seien im Abschnitt zu Gentoxizität 44 wissenschaftliche Publikationen, die einen gentoxischen Effekt nachwiesen, nicht berücksichtigt worden. Hersteller-Studien, die keinen krebsauslösenden Effekt beschreiben, habe das BfR den Verbänden zufolge hingegen einbezogen.
«Wahrscheinlich krebserregend»
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte das Pestizid im März als «wahrscheinlich krebserregend» eingestuft. Die Krebsforscher der WHO hätten sich ausschließlich auf unabhängige Studien konzentriert und seien deshalb zu einem völlig anderen Urteil über die Risiken von Glyphosat gekommen als das BfR, sagte die BUND-Pestizidexpertin Heike Moldenhauer.
Dienstleister der Pestizidhersteller
Der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger warf den Behörden vor, sie handle wie ein «Dienstleister» der Pestizidhersteller. «Obwohl sie dem Verbraucher- und Umweltschutz verpflichtet sind, lassen die Zulassungsbehörden jede kritische Distanz vermissen. », sagte Weiger. Gerald Neubauer von Campact erklärte, der Bericht sei «vollkommen untauglich». Er forderte die BfR auf, ihn zurückzuziehen.
Auch in der Schweiz engagieren sich Umweltverbände gegen den Einsatz von Glyphosat. So z.B. Greenpeace.