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Neues Klimatool von IP-Suisse und Bio Suisse

IP-Suisse und Bio Suisse stellen gemeinsam mit Agroscope ein massnahmenbasiertes System vor, das Klimaschutzleistungen der Landwirtschaft bis auf Produktebene sichtbar macht.

Vorlage bionetz3Rolf Bernhard und Nicole Hufschmid von Bio Suisse, Nicole Ramsebner und Christophe Eggenschwiler von IP-Suisse sowie Maria Bystricky von Agroscope stellten das Klimasystem-Tool vor. Bild: LID/ewi

Klimaschutz sichtbar machen

Seit über zehn Jahren arbeitet IP-Suisse mit Agroscope am Klimapunktesystem; 2023 ist Bio Suisse dazugestossen. Ziel ist ein System, das die Klimawirkung der landwirtschaftlichen Produktion präzise berechnet – ohne dass Landwirt:innen umfangreiche Daten erfassen müssen.
«Wir wollten herausfinden, wie man die Klimaschutzleistung auf Produktebene sichtbar machen kann», erklärt Maria Bystricky von der Forschungsgruppe Ökobilanzen bei Agroscope. «Dazu haben wir das bestehende Punktesystem wissenschaftlich erweitert, neu berechnet und die Wirkung jeder Massnahme bis hin zum Produkt – etwa ein Kilo Weizen oder Milch – quantifiziert.»
Die Berechnung umfasst den gesamten Lebenszyklus der Produktion: vom Düngemittel bis zur Milchkanne. So wird nicht nur sichtbar, was direkt auf dem Hof passiert, sondern auch, was in vorgelagerten Stufen entsteht – etwa durch Futtermittel, Maschinen oder Energie.

Wissenschaft trifft Praxistauglichkeit

Für die Betriebe soll der Aufwand gering bleiben – 30 bis 60 Minuten pro Jahr zum Ausfüllen des Fragebogens. Das Tool greift auf vorhandene Daten zurück, wie Agrarumweltmonitoring, Labelrichtlinien und statistische Erhebungen. Dadurch ist das System praxistauglich und skalierbar: Rund 10’000 IP-Suisse- und 7’500 Bio-Suisse-Betriebe könnten es künftig nutzen.
Für Rolf Bernhard, Co-Geschäftsführer von Bio Suisse, steht das neue System für mehr Transparenz: «Wir wissen seit Langem, dass der Biolandbau einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz leistet – jetzt können wir das genauer zeigen.» Gleichzeitig betont er, dass es nicht nur um Emissionen gehe: «Klimaschutz ist wichtig, aber Klimaresilienz ebenso.» Der Fokus liege auch darauf, wie Betriebe langfristig mit Herausforderungen umgehen.
Bernhard sieht im massnahmenbasierten Ansatz die Chance, die Vielfalt der Leistungen sichtbar zu machen: «Mit wenig Aufwand lässt sich zeigen, was auf den Höfen passiert – das ist motivierend und schafft Austausch unter Berufskolleg:innen.»

Bewährt und weiterentwickelt

Erste Resultate zeigen: IP-Suisse konnte die Treibhausgasemissionen um 9 Prozent bei pflanzlichen und um 6 Prozent bei tierischen Produkten senken.
Langfristig sollen Betriebe für Aufwand und Klimaleistungen finanziell entschädigt werden – durch Marktpartner, die die Daten zur Überprüfung ihrer Science-Based-Targets (SBTi) nutzen. «Damit entsteht ein echter Anreizmechanismus», sagt Nicole Ramsebner, Nachhaltigkeitsverantwortliche bei IP-Suisse. «Landwirt:innen können zeigen, was sie fürs Klima leisten.»
IP-Suisse und Bio Suisse wollen das System weiterentwickeln und möglichst allen Betrieben zugänglich machen – unabhängig vom Label. «Von der Landwirtschaft werden heute zahlreiche nicht marktfähige Leistungen erwartet: Biodiversität, Tierwohl, Landschaftspflege – und eben Klimaschutz», sagt Rolf Bernhard. «Dieses System zeigt, dass solche Leistungen quantifizierbar sind und damit eine Grundlage für faire Entschädigungen bilden können.»

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