Gebana will Schokolade in Togo produzieren
Die Schweizer Fair-Trade-Pionierin Gebana möchte vermehrt Schokolade vor Ort in Togo produzieren, in Schweizer Qualität. In dieses Vorhaben investiert das Unternehmen1.3 Millionen Euro.
Eine vor Ort produzierte Tafel Schokolade schafft mehr Wert als der Export der Rohware. Bild: zVg
70 Prozent des weltweit gehandelten Kakaos stammen aus Westafrika, aber gerade mal 22 Prozent werden vor Ort zu Kakaomasse verarbeitet. Für vollständig in Afrika hergestellte Schokolade gibt es keine Statistik. Dabei ist es die Schokolade, die Kakao erst zu einer wertvollen und gewinnbringenden Ressource macht. Gebana will die Verarbeitung darum nach Westafrika bringen, wie das Unternehmen per Communiqué mitteilt.
Lokale Wertschöpfung
Mit einer modernen Produktionsanlage in Togo will das bionetz.ch-Mitglied Gebana künftig Schokolade in Schweizer Qualität herstellen. Denn eine vor Ort produzierte Tafel Schokolade schafft mehr Wert als der Export der Rohware: Während vom Endverkaufspreis einer herkömmlichen Tafel durchschnittlich nur rund zehn Prozent im Herkunftsland des Kakaos bleiben, sollen es bei der vor Ort produzierten Schokolade von gebana bis zu fünfzig Prozent sein.
Die Pilotphase dieses Vorhabens ist bereits abgeschlossen. In einer kleinen Testmanufaktur produziert die Tochterfirma Gebana Togo in der Hauptstadt Lomé inzwischen rund zwei Tonnen Schokolade pro Jahr, die im Gebana-Onlineshop erhältlich ist. Ab 2027 soll diese von Handarbeit geprägte Produktion zu einem professionellen Verarbeitungsbetrieb heranwachsen. Die bio-zertifizierte Produktion soll dreissig neue Arbeitsplätze sowie die Abnahme für 1000 weitere Bauernfamilien schaffen.
Grösste Kakaoverarbeiterin in Togo
Bis 2030 sieht der Plan eine jährliche Kapazität von 74 Tonnen Schokolade und rund 200 Tonnen Kakaomasse sowie je rund zwanzig Tonnen Kakaobutter und -pulver vor. Während ein kleinerer Teil der Schokolade online direkt an Konsument:innen in der Schweiz und Europa verkauft werden soll, sollen der Grossteil des Endprodukts sowie die Halbfabrikate in die europäische Lebensmittelindustrie gehen. Erste Abnehmer hat Gebana bereits gefunden.
Mit der Kakaoverarbeitung will Gebana vier Millionen Euro Umsatz generieren. Der Export von unverarbeiteten Kakaobohnen wird dennoch ein wichtiges Standbein von Gebana Togo bleiben. Zudem will Gebana der Handel mit getrockneten Bio-Ananas ausbauen. Mit diesem Produktemix strebt das Unternehmen für 2030 einen Umsatz von 12.4 Millionen Euro an und einen Gewinn von rund einer Million Euro. Damit soll Gebana Togo die grösste Schokoladeherstellerin in Togo werden.
Qualität als Frage der Technologie
Schweizer Schokolade ist weltbekannt für ihre Qualität: «Qualität ist eine Frage der Technologie. Mit der gleichen Technologie und Schweizer Produktions-Know-how kannst du Swiss Quality in Togo herstellen», sagt Markus Lutz, der dreissig Jahre lang in der Produktentwicklung und im Qualitätsmanagement beim Schweizer Schokoladehersteller Stella Bernrain tätig war und Gebana in beratender Funktion zur Seite steht. Weitere Expert:innen der Schweizer Schokoladebranche unterstützen das Projekt mit ihrem Fachwissen.
Gebana wird 1.3 Millionen Euro in die neue Anlage investieren. Einen Teil der Investitionssumme will Gebana via Crowdfunding sammeln. Ein bewährtes Konzept, mit dem das Unternehmen bereits erfolgreich Projekte finanzierte, darunter etwa eine neue Fabrik für Cashews und Mangos in Burkina Faso. Der Bau dieser Fabrik, die in Kürze ihren Betrieb aufnehmen wird, hat gezeigt, dass Gebana den Ausbau ihrer Lieferketten im Süden erfolgreich umsetzen kann.