- 31. Mai 2018
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Was bedeutet Bio-Getreidezüchtung für eine Biobäckerei? Wir haben Anna Lehmann, Geschäftsleiterin Bio-Beck Lehmann, gefragt.
Im folgenden Interview, das uns vom Verein für Kulturpflanzenentwicklung, Getreidezüchtung Peter Kunz, zur Verfügung gestellt worden ist, berichtet die Leiterin einer Bio-Bäckerei warum die Zusammenarbeit mit der Bio-Getreidezüchtung so wertvoll ist und welche Projekte zusammen angegangen werden.
Frau Lehmann, auf Ihrer Internet-Seite steht: «Gutes Produzieren, weil es Sinn macht, weil es aufgeht». Bedeutet das unter anderem auch bio von Anfang an, also die Zusammenarbeit mit einem Bio-Getreidezüchter, wie die «Getreidezüchtung Peter Kunz» kurz «gzpk» ist?
Alle Begegnungen die ich bis heute mit den Menschen der gzpk erleben durfte, waren sehr bereichernd. Eine Verbindung sehe ich in der Grundeinstellung. Vielleicht kann ich es anhand unseres Führungskonzeptes veranschaulichen: «Es fällt kein Meister vom Himmel(auch keine Meisterinnen).» Für mich bedeutet das: Neugierig sein, sich trauen, ausprobieren, spüren, mitteilen, reagieren, zusammen freuen, wachsen. Ich vermute, ihr (gzpk) seid schon etwas weiter auf diesem Weg. Vielleicht hat das damit zu tun, dass ihr euch einmal sehr aktiv für die Arbeit mit den Pflanzen entschieden habt oder dass eure Arbeiten einem anderen Rhythmus unterliegen?
Was sind für Sie gute Rohstoffe oder wann sind diese für Sie gut genug?
Der Genuss ist sehr wichtig. Etwas das am Ende nicht Freude und Genuss bereitet, ist die viele Arbeit und Aufwand an Ressourcen nicht wert – es sei denn, es ist ein Versuch. Bio ist für uns wie selbstverständlich, da es vieles regelt und Dinge, die wir nicht wollen ausschliesst. Es passt zu uns, so wie wir die Produkte verarbeiten und ist den Kunden ein bekannter Standard. Wenn dann in der ganzen Wertschöpfungskette bis ein Produkt bei uns angelangt, alle dahinterstehen und ihren Lebensunterhalt verdienen konnten, ist das natürlich gleichermassen bedeutend.
Was erwarten Sie von Ihren Rohstofflieferanten? Und was wünschen Sie sich?
In der Zusammenarbeit ist der vertrauensvolle Austausch entscheidend. Unsere Rohstoffe wachsen zumeist unter freiem Himmel deshalb gibt es eine Vielzahl von Einflüssen, die nicht kontrolliert werden können/sollen. Und auch in der Verarbeitung kann und sollen Abläufe verändert werden. Von den Lieferanten erwarte ich eine gute Kommunikation, damit wir uns z. B. auf Abweichungen einstellen können. Dann erwarte ich eine Offenheit, wenn wir eine neue Idee haben, selbst dann, wenn diese Idee aus anderer Perspektive keine gute Idee ist. Für die Punkte der letzten Frage müssen die Lieferanten natürlich mit uns übereinstimmen, sonst macht es keinen Sinn.
Sie unterstützen unsere Arbeit seit einigen Jahren auch finanziell – warum?
Wir sind mit unserer Firma auf Kurs und haben eine Möglichkeit gefunden, die gzpk aus Überzeugung zu unterstützen. Wir sind in der gleichen Wertschöpfungskette und möchten, dass die gzpk unabhängig weiterarbeiten kann und auch mit anderen Projekten auf der Welt vernetzt bleibt. Im Vergleich zu uns fehlt bei der Züchtung ein Mechanismus, der ein selbsttragendes Bestehen ermöglichen würde. Natürlich wünsche ich mir für die gzpk, dass es irgendwann diesen Mechanismus gibt. Ich stelle mir vor, dass es sehr viel Power braucht, immer wieder die Finanzierung sicher zu stellen und die dafür oft verlangte Rechenschaftspflicht abzulegen. Ich schätze, ihr würdet euch viel lieber mehr auf die eigentliche Züchtungs- und Forschungsarbeit konzentrieren.
Was wünschen Sie sich von uns?
Dass wir die schönen Begegnungen pflegen und unser Wissen offen austauschen. Gemeinsam bringen wir die Ideen weiter …
Zusammenarbeit gzpk mit Bio-Beck Lehmann
Der konstante Austausch mit den verarbeitenden Betrieben gehört zu den Kernaufgaben der Züchtenden.
gzpk und Anna Lehmann von Lehmann Holzofenbeck AG prüfen momentan ein mögliches gemeinsames Projekt zum Thema Weizen- Unverträglichkeit.
Bio-Beck Lehmann
Lehmann Holzofenbeck AG
Schulstrasse 8
9503 Lanterswil
www.lehmann-holzofenbeck.ch
Die gzpk organisiert am 30. Juni einen Tag der offenen Zuchtgärten.