AP30+: Bio Suisse fordert mehr finanzielle und soziale Anreize
Die Agrarpolitik 2030+ (AP30+) soll die Schweizer Landwirtschaft nachhaltig, wirtschaftlich tragfähig und ökologisch zukunftsfähig gestalten. Doch zentrale Themen wie Klima, Berggebiete und soziale Fragen fehlen laut Bio Suisse im Konzept bisher.
Die Schweizer Landwirtschaftsbetriebe brauchen mehr Klarheit und Orientierung, betont Bio Suisse. Bild: diktum.ch
Laut Bund stehen bei der AP30+ vier Hauptziele im Vordergrund: die Ernährungssicherheit mindestens auf dem heutigen Selbstversorgungsniveau zu gewährleisten, den ökologischen Fussabdruck entlang der gesamten Kette von Produktion bis Konsum zu verringern, die wirtschaftlichen und sozialen Perspektiven zu stärken sowie die Instrumente zu vereinfachen und den administrativen Aufwand zu reduzieren.
Anreize entlang der Wertschöpfungskette
Bio Suisse begrüsst, dass das zuständige Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) in der AP30+ Zielvereinbarungen mit dem Detailhandel und Massnahmen in der Gemeinschaftsgastronomie prüft. Diese könnten die Nachfrage nach ökologischen und tierfreundlichen Schweizer Produkten stärken.
Damit Ökologie aber auch wirtschaftlich funktioniert, brauche es finanzielle Anreize sowohl für Konsument:innen wie für Produzent:innen. Landwirtschaftsbetriebe seien auf klare Orientierung angewiesen – unabhängig davon, ob sie stärker auf Direktzahlungen setzen oder marktorientiert arbeiten.
Zielkonflikte politisch lösen
Die Schweizer Landwirtschaft steht im Spannungsfeld zwischen Ernährung, Umwelt, Raumplanung und Gesundheit. Bio Suisse fordert, dass solche Zielkonflikte politisch angegangen werden.
Das Direktzahlungssystem biete dafür eine gute Grundlage, müsse aber besser aufeinander abgestimmt werden. Besonders wichtig sei, den Handel und die Konsumierenden als Mitgestalter:innen einzubeziehen. Partnerschaften und Vertrauen entlang der Wertschöpfungskette seien ein «hohes Gut» – und für die Schweiz zentral.
Klimaanpassung dringend notwendig
Kritisch sieht Bio Suisse, dass das Klimathema im Gesamtkonzept des BLW noch fehlt. Extremwetter setze die Landwirtschaft bereits heute stark unter Druck.
Gefordert seien Massnahmen wie Wasserspeicher, Bodenretention, baulicher Pflanzenschutz oder robuste Sorten. Auch die Finanzierung solcher Anpassungen müsse durch Strukturverbesserungen erleichtert werden. Der Biolandbau biete hier Vorteile, da er die Bodeneigenschaften und damit die Resilienz der Systeme verbessere.
Berglandwirtschaft und Biodiversität stärken
Im Konzept fehle zudem eine Antwort auf die Einkommensdiskrepanz zwischen Tal- und Bergbetrieben. Gerade Bio-Betriebe in den Bergen leisteten einen hohen Beitrag zur Biodiversität, ihre Arbeit müsse gezielt gestützt werden. Direktzahlungen seien dabei ein zentraler Faktor.
Soziale Dimension nicht ausblenden
Ebenfalls ungenügend berücksichtigt sei die soziale Dimension der Landwirtschaft. Themen wie der Generationenwechsel und die ungleiche Verteilung von Gratisarbeit – oft zu Lasten der Frauen – müssten in der AP30+ verankert werden. Nur so liessen sich ökologische und ökonomische Ziele dauerhaft erreichen.
Gemeinschaftsgastronomie mitdenken
Unverständlich sei schliesslich, dass das BLW keine konkreten Ziele für die Gemeinschaftsgastronomie definiere. Immerhin werde in der Schweiz jede zweite Mahlzeit ausser Haus eingenommen. Dabei gebe es in verschiedenen Kantonen und Städten bereits erprobte Konzepte, an die angeknüpft werden könnte.