Achtzig Prozent aller Schweizer Demeter-Produkte sollen ohne Deklassierung vermarktet werden können. Um dieses Ziel zu erreichen, arbeitet Demeter in der Schweiz seit Herbst 2016 mit den Grossverteilern Migros und Coop zusammen.

demeter b 8457228 rgb webBauer beim Ausbringen des Hornkiesel-Präparates. Bild: Demeter Schweiz

Fausta Borsani//Laut Aline Haldemann, Co-Geschäftsführerin Demeter Schweiz, Bereichsleitung Marketing, wollte Demeter Schweiz zum einen aufgrund des Rohstoffüberschusses die Distributionskanäle erweitern und zum andern mehr Menschen den Zugang zu Demeter-Produkten ermöglichen.

Ziele erreicht

«Wir haben unsere Ziele erreicht und können jetzt viel mehr Demeter-Rohstoffe vermarkten als vor drei Jahren», so Aline Haldemann. Die Wachstumszahlen würden hauptsächlich Inlandprodukte wie Milch, Gemüse, Getreide und Brot betreffen und ein wenig das Fleisch. «Aber nicht immer können alle Rohstoffe abgesetzt werden, es ist eine lebendige Marktsituation, die aufgrund verschiedener Faktoren fluktuiert, seien dies lokale Gegebenheiten oder beispielsweise auch ein grosser Zuwachs an Umstellbetrieben. Zum zweiten Ziel: Viel mehr Leute haben heute Zugang zu Demeter-Produkten», fährt Aline Haldemann fort.

Demeter-Produkte verkaufen sich gut bei Migros und Coop.

Die Zusammenarbeit mit den Grossverteilern ist laut Demeter Schweiz sehr gut. Die beiden dominanten Schweizer Detailhändler bauen das Sortiment auch laufend aus. Aktuell führt Coop schweizweit über 130 Demeter-Produkte im Sortiment. Dieses umfasst neben Milchprodukten auch Eier, Brot, Fleischprodukte, verschiedene Gemüsesorten, Olivenöl, Wein und Babynahrung. «Die Produkte in Demeter-Qualität sind bei unseren Kundinnen und Kunden sehr beliebt. Wir stellen eine steigende Nachfrage fest. Gewisse Produkte, wie die Demeter-Milch, sind sogar aufgrund der begrenzten Verfügbarkeit situativ schnell ausverkauft», so Patrick Häfliger, Mediensprecher Coop.

«Dezidierte und loyale Zielgruppe»

Bei der Migros sind es je nach Saison sogar 370 Demeter-Produkte! Dies, weil die Migros – vor allem dank der Zusammenarbeit mit der deutschen Bio­Kette Alnatura – auch ausländische Demeter-Artikel importiert. Aline Haldemann betont: «Das Demeter-Marktvolumen in der Schweiz betrug im Jahr 2015 noch 26 Millionen Franken, 2019 sind es 51 Millionen – fast das Doppelte. Coop und Migros machen 38 Prozent dieses Volumens aus und der Fachhandel 42 Prozent. 2015 gab es 623 Verkaufsstellen, 2019 waren es bereits 839». Angesprochen auf die Performance der Demeter-Produkte weiss Patrick Stöpper, Mediensprecher des Migros-Genossenschafts-Bundes: «Demeter spricht eine dezidierte, loyale Zielgruppe an und noch nicht die breite Masse. In dem Sinne sind die Umsätze von Demeter noch nicht vergleichbar mit etablierten Marken wie beispielsweise Migros Bio oder Alnatura – sie sind aber dank dem Sortimentsausbau stetig steigend».

Konkurrenz mit Bio?

Einige Bio-ProduzentInnen befürchten, dass die Demeterprodukte die auch die seit längerem bei den Grossverteilern angebotenen Bio-Erzeugnisse konkurrenzieren. Dazu Patrick Häfliger, Coop: «Wir sehen keine Konkurrenz, denn die meisten Demeter-Produkte führen wir unter der Bio-Eigenmarke Naturaplan. Diese sind immer auch mit der Knospe von Bio Suisse zertifiziert. Die Kombination der beiden Labels garantiert allerhöchste Bio-Qualität und eine Entwicklung für beide Märkte». Und Migros Mediensprecher Patrick Stöpper sieht sogar eine Ausweitung des Kundensegments: «Mit zunehmendem Ausbau des Bio-Sortiments ist eine gewisse Überlappung unumgänglich. Im Grundsatz spricht Demeter aber innerhalb des Bio-Segments eher den Premium-Bereich an, wobei eine zusätzliche Kundengruppe angesprochen werden kann». Aline Haldemann von Demeter Schweiz möchte dranbleiben und so weiterfahren.

Hoher Preis

Trotz Grossverteilern: Demeter ist heute immer noch eine Nische. In der Schweiz gibt es aktuell 350 Demeter-Produzent*innen. Und nur knapp 40 Prozent der Konsumenten kennen das Label überhaupt. Zudem ist der Preisunterschied manchmal gewaltig: Bei Coop gibt es zwei Bio-Erdbeerjoghurts mit der Bio-Knospe – 2 mal 180 Gramm - für 1.60 Franken, ein einzelnes, kleineres Demeter-Erdbeerjoghurt (150 Gramm) kostet 1.25 Franken –  fast doppelt so viel.

Und der Fachhandel?

Die Kooperation mit den Grossverteilern hat bei einigen Fachhändlern die Befürchtung ausgelöst, das Label werde geschwächt. Für sie passt die Demeter-Philosophie nicht mit jener der Grossverteiler zusammen. Befürchtet wird unter anderem eine Verwässerung der Richtlinien aufgrund des Diktats der Grossverteiler. Leider haben wir keine Stellungnahme aus dem Bio-Fachhandel bekommen. Es besteht aber immer noch die Möglichkeit, diesen Artikel am Ende zu kommentieren.

Wenige Produzent*innen hadern

Und wie fühlen sich Demeter-ProduzentInnen? Wie haben Sie die Änderungen erlebt? Was haben Sie für Erfahrungen gemacht? Auch die angefragten Produzent*innen haben uns nicht geantwortet. Auch sie sind willkommen, diesen Beitrag zu kommentieren. Aline Haldemann von Demeter Schweiz teilt uns mit: «Wir von der Geschäftsstelle können diese Frage nicht für alle 350 Produzent*innen beantworten, aber wir nehmen in Gesprächen und im täglichen Kontakt wahr, dass die grosse Mehrheit zufrieden ist und dass es eine kleine Minderheit gibt, die nach wie vor hadert mit unserem Entwicklungsschritt in die Grossverteiler».

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