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Preise für Bio-Gärtner und Wildheuer

Mit dem Kulturlandschaftspreis 2025 werden in Interlaken BE eine abgelegene Wildheufläche und das Gemüsefeld des Projekts Lieblingsgmües ausgezeichnet. Für die Bewirtschaftung sind Bio-Betriebe zuständig.

Die Gewinner:innen des Kulturlandschaftspreises 2025 und Vertreter:innen der Trägerschaft (v.l.n.r.): Daniel Sulzer und Lisa Spring (TOI), Peter Ernst jun. (Solboden); Marlis und Ueli Balmer (Lieblingsgmües); Sandra Frutiger (JRT), Peter Aeschimann und Peter Brawand (RKOO). Bild: zVg

«Bei unserem Wettbewerb wird immer wieder deutlich, über welch grosse Vielfalt an Kulturlandschaften unsere Region verfügt», erklärte Peter Aeschimann, Präsident der Regionalkonferenz Oberland-Ost (RKOO), anlässlich der Verleihung des Kulturlandschaftspreises 2025 der Region Oberland-Ost in Interlaken. So wurden dieses Jahr eine steile Mähwiese am Hardergrat von besonders hoher ökologischer Qualität und eine Fläche mit gemeinschaftlich bewirtschaftetem Gemüsefeld mitten in Interlaken ausgezeichnet. Mit dem Preis wird den Einsatz der Landwirt:innen zugunsten einer intakten Landschaft gewürdigt. Prämiert werden die ökologische und ästhetische Qualität der Gewinnerflächen.

An der Veranstaltung im Hotel Interlaken nahmen Vertreter:innen aus den Bereichen Landwirtschaft, Tourismus und Politik teil. Die Fachbereichsleiterin Landschaft der RKOO, Claudia Schatzmann, präsentierte die besonderen Eigenschaften und Qualitäten der beiden prämierten Kulturlandschaften. Sie betonte dabei, wie wichtig die sorgfältige Bewirtschaftung der Landschaft durch die Landwirt:innen sei. «Deren tägliche Arbeit prägt nicht nur das Erscheinungsbild einer Landschaft, sondern beeinflusst die Bodengesundheit und die Artenvielfalt», sagte sie. Das zeige sich beispielhaft an den beiden Kulturlandschaftsflächen, die in diesem Jahr ausgezeichnet würden.

Wildheu für Bio-Yaks

In der Kategorie «landwirtschaftliche Nutzflächen» geht der Kulturlandschaftspreis 2025 an das Gebiet Solboden-Solwengen in Ringgenberg, das im Wildschutz- und Jagdbanngebiet Augstmatthorn liegt. Es ist 0,7 ha gross und liegt auf rund 1700 m hoch über dem Brienzersee. Die Artenvielfalt der Mähwiese ist ausgesprochen hoch. Die Fläche gehört zum kantonalen Inventar der Trockenwiesen und -weiden. Deshalb wurde die vor längerer Zeit aufgegebene Bewirtschaftung auf Initiative des zuständigen Naturschutzaufsehers vor vier Jahren wieder aufgenommen. Auf diese Weise wird dafür gesorgt, dass die Fläche nicht zu Wald wird und die Artenvielfalt erhalten bleibt. Weil das Gebiet so steil und abgelegen ist, muss das Heu per Helikopter abtransportiert werden. Das sei ein Kompromiss für die Biodiversität, heisst es dazu im RKOO-Communiqué.

Das Wort «Sol» bedeutet «sumpfige Stelle». Tatsächlich gibt es dort eine solche, was das Artenspektrum noch einmal verbreitert. Neben Orchideen wie Knabenkraut, Weisse Höswurz oder Brandorchis lassen sich dort zur Vegetationszeit auch viele Schmetterlinge entdecken. Eine kleine Hütte bietet den Bewirtschaftenden Unterschlupf. Die Aussicht reicht vom Haslital über Eiger, Mönch und Jungfrau bis zum Thunersee. Die Wildheufläche Solboden wird von Peter Ernst aus Brienz bewirtschaftet, der das Bergheu an die Yaks auf seinem Bio-Betrieb verfüttert.

SoLaWi Lieblingsgmües

Einen Spezialpreis erhalten die Bio-Landwirt:innen Ueli und Marlis Balmer gemeinsam mit dem Verein Bio Gnuss Bödeli für ihr innovatives Projekt «Lieblingsgmües». Hinter dem Restaurant Des Alpes in Interlaken bewirtschaftet Familie Balmer vom Bio-Hof Lanzenen knapp zwei Hektaren gepachtete Landwirtschaftsfläche. Die Wiese, auf der Kühe unter imposanten Laubbäumen weiden, vermittelt ein parkähnliches Ambiente. Im vorderen Teil das Gebiets wurde im Rahmen der «solidarischen Landwirtschaft» (SoLaWi) ein 25 Aren grosses Gemüsefeld geschaffen. Hier werden rund 20 bis 25 Sorten Gemüse und Kräuter angebaut, nach den Prinzipien der biologischen und regenerativen Landwirtschaft.

Das Gemüse von «Lieblingsgmües» wird im Sommer einmal pro Woche geerntet und gleichmässig auf die Abonnent:innen verteilt. Im Winter wird das Lagergemüse alle zwei Wochen geliefert. «Derzeit haben wir rund 60 Gemüse-Abos für je zwei bis sechs Personen», erklärt Malis Balmer. Die Abopreise sind so berechnet, dass sie die Produktionskosten decken. Zusätzlich arbeiten alle vier Halbtage pro Saison gemeinsam im Garten. Vom Gemüse gibt es jeweils das, was es hat. Auf diese Weise sind die Konsument:innen an den Risiken der Gemüseproduktion beteiligt – oder wie dieses Jahr am Überfluss.

Die Regionalkonferenz Oberland-Ost (RKOO), die Tourismus-Organisation Interlaken (TOI) und die Jungfrau Region Tourismus AG (JRT) verleihen den Kulturlandschaftspreis seit 2005 jedes Jahr. Die Gewinner:innen erhalten neben einem Preisgeld von 2500 Franken eine kunstvoll beschnitzte Sense. Mit dem Wettbewerb Kulturlandschaftspreis werden besonders wertvolle Kulturlandschaften im östlichen Berner Oberland ausgezeichnet.

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