Engpass am Schweizer Eiermarkt
Die Schweizer Eierbranche steht weiterhin unter Druck: Trotz Produktionssteigerungen bleibt das Angebot angesichts der anhaltend hohen Nachfrage knapp.
Schweizer Eier sind gefragt. Bild: LID/rho
Schon Anfang 2025 war klar: Die Nachfrage nach Schweizer Eiern bleibt ungebrochen hoch – im Detailhandel ebenso wie in der Gastronomie und der Lebensmittelindustrie. Bereits Ende 2024 waren die Lager leer, sodass zum Jahresstart keine Reserven mehr vorhanden waren.
Zwar ist die Inlandproduktion bis Ende dieses Jahres um rund 4,2 Prozent respektive 46 Millionen Eier gestiegen, doch dieser Ausbau vermochte die Lücken bislang nicht zu schliessen.
Nachfrage übertrifft Produktionszuwachs
Besonders in den Spitzensaisons, etwa vor Ostern, war der Druck gross. Um die kurzfristige Versorgung sicherzustellen, mussten deutlich mehr Eier importiert werden – von Januar bis Mitte Februar rund 64 Millionen Konsumeier, sieben Millionen mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Bis zum Sommer stieg die Importmenge weiter: Rund 63 Millionen Schaleneier mehr als im Vorjahr wurden bis Mitte Juli eingeführt. Auf Antrag der Branche erhöhte der Bundesrat das Importkontingent um 10’000 Tonnen – das entspricht etwa 160 Millionen Eiern – auf insgesamt 31’000 Tonnen.
Bio- und Freilandeier besonders knapp
Am deutlichsten spürbar ist die Knappheit bei Bio- und Freilandeiern. Schon im Frühjahr reichte die verfügbare Menge kaum aus, um die hohe Nachfrage zu decken. Im Sommer blieben vielerorts Regale leer; Bioeier waren nur punktuell erhältlich. Selbst im Direktverkauf zeigte sich zeitweise eine stagnierende Nachfrage.
Trotzdem wächst der Biomarkt weiter: Bereits jedes fünfte Ei in der Schweiz stammt heute aus Biohaltung – ein Indiz für das anhaltende Vertrauen der Konsument:innen in tierfreundliche und nachhaltige Produktionsformen.
Engpässe in der Verarbeitung
Die starke Nachfrage nach Konsumeiern wirkt sich unmittelbar auf die Verarbeitung aus – etwa beim Färben, Kochen oder in der Lebensmittelindustrie. Hier stehen oft nur sehr kleine oder sehr grosse Eier zur Verfügung, die Lagerbestände sind entsprechend tief. Fehlende Mengen müssen zunehmend durch Importe gedeckt werden, was angesichts der angespannten Marktlage in Europa und hoher Preise zur Herausforderung wird.
Langfristige Planung, begrenzte Flexibilität
Ein strukturelles Problem der Branche bleibt die lange Vorlaufzeit: Die Planung einer neuen Legeherde dauert bis zu 540 Tage. Mengen für Weihnachten 2026 werden bereits jetzt kalkuliert. Kurzfristige Anpassungen an Marktschwankungen sind damit kaum möglich.
Erschwerend kommen steigende Auflagen bei Stallbauten, gesellschaftlicher Druck und zunehmende Regulierung hinzu – Faktoren, die den Ausbau der Produktion weiter hemmen.
Vertrauen durch Direktvermarktung
Trotz aller Herausforderungen zeigen sich auch positive Entwicklungen: Immer mehr Konsument:innen kaufen ihre Eier direkt bei den Produzent:innen oder im Hofladen. Regionalität, Transparenz und Tierwohl gewinnen an Bedeutung – viele Betriebe öffnen ihre Ställe und pflegen den direkten Kontakt zur Kundschaft.
Langfristig jedoch bleibt die zentrale Aufgabe bestehen: unter zunehmend komplexen politischen, ökologischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen eine stabile, tierfreundliche und wirtschaftlich tragbare Eierproduktion zu gewährleisten.