Mit Hilfe des Gentechnikverfahrens CRISPR/CAS9 werden im Labor Mücken, Mäuse, Fruchtfliegen und andere Organismen erzeugt, die eine bestimmte Eigenschaft an sämtliche Nachkommen vererben. Sie vererben auch die Anweisung, mittels der produzierten Nachkommen die künftigen Generationen manipulieren zu können. So können sogenannte «Gene-Drive-Organismen» ihre Artgenossen in der Natur ersetzen. Die Gene-Drive-Eigenschaft setzt sich auch dann durch, wenn sie das Überleben der Art verhindert. Diese Technologie will sogenannte Agrarschädlinge, invasive Arten und krankheitsübertragender Insekten ausrotten.

photo 1572204185741 1483384f01d3Die von Gene-Drive-Organismen ausgehenden Umwelt- und Gesundheitsrisiken sind nicht ansatzweise erforscht. Bild: N.S. Pattenden auf Unsplash

Kritiker*innen warnen aber vor unabsehbaren Folgen für Gesundheit und Umwelt. 

In einem offenen Brief rufen 78 Umwelt-, Agrar-, Tierschutz- und Entwicklungsorganisationen aus ganz Europa die EU-Kommission dazu auf, auf die Freisetzung der Gene-Drive-Organismen in der EU und international zu verzichten.

Die unterzeichnenden Organisationen, unter ihnen der Deutsche Naturschutzring (DNR), der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Save Our Seeds und die Aurelia Stiftung fordern von der EU, sich auf der nächsten Vertragsstaatenkonferenz (COP 15) der UN-Biodiversitätskonvention für ein globales Moratorium auf die Freisetzung von Gene Drive Organismen einzusetzen. «Gene Drives sind ein immenses Risiko für Ökosysteme», so die unterzeichnenden Verbände einstimmig.

Thomas Radetzki, Vorstandsvorsitzender der mitunterzeichnenden Aurelia Stiftung kommentiert: «Die Vielfalt der Arten, auch der Bienen und ihrer Lebensräume, ist in existenzieller Weise bedroht. Die Gene Drive Technologie könnte massiv in diese bereits geschädigten Ökosysteme eingreifen. Ihre Risiken sind offenkundig. Die Anwendung der Technologie widerspricht daher dem Vorsorgeprinzip, das sowohl in der EU als auch international die Grundlage für das Naturschutzrecht.»

Mit Blick auf die Risiken für eine intakte Umwelt und die menschliche Gesundheit erklärt auch Mareike Imken von Save Our Seeds und Initiatorin der europäischen Kampagne „Stop Gene Drives“: «Die von Gene-Drive-Organismen ausgehenden Umwelt- und Gesundheitsrisiken sind nicht ansatzweise erforscht. Eine Vorhersage, Eingrenzung oder Umkehrung ihrer Effekte in der Natur sind unmöglich. Deshalb ist bereits ihre Erforschung riskant: schon wenige Gene Drive Organismen, die aus dem Labor entkommen, können eine unkontrollierbare gentechnische Kettenreaktion in der Natur auslösen. Ein Moratorium gibt uns die Zeit, offene Fragen zu klären. Vorher sollte niemand auf der Welt diese Risikotechnologie nutzen.»

«Der Verlust an Biodiversität ist eine der grössten Herausforderungen unserer Zeit. Es ist daher unverantwortlich, Arten und Ökosysteme weiteren Risiken auszusetzen. Eine Freisetzung von Gene-Drive-Organismen in die Natur ist mit enormen Risiken verbunden und erfordert eine viel umfangreichere Technikfolgenabschätzung, Risikobewertung und Überwachung, als das in Europa und in vielen anderen Ländern aktuell gesetzlich vorgeschrieben wird. Da eine grenzüberschreitende, effektive Kontrolle der Ausbreitung von Gene-Drive-Organismen nicht möglich ist, gibt es nur eine Möglichkeit: ein weltweites Moratorium», erläutert Undine Kurth, Vizepräsidentin des Deutschen Naturschutzrings als Mitunterzeichnerin des Briefes.

Hier finden Sie eine gute Zusammenstellung von Pro und Contra Genomchirurgie von der rennomierten deutschen nationalen Achademie der Wissenschaften Leopoldina.

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