Die Massentierhaltungs-Initiative will bessere Standards für Huhn, Schwein, Ziege und Rind. Und zwar nach den Richtlinien von Bio Suisse. Das heisst: regelmässiger Auslauf für alle und weniger Tiere im Stall als in der konventionellen Landwirtschaft.

MassentierinitiativeMassentierhaltungsinitiative will Auslauf auch für Schweine. Bild: Pixabay
Ställe mit 18'000 Hühnern wären nach einer Übergangsfrist von ganzen 25 Jahren illegal, Schweine und Kühe dürften endlich regelmässig ins Freie. Schweine müssten zudem einen Liegebereich mit Streu haben, statt auf dem nackten Boden zu schlafen.

Der Bauernverband lehnt die Initiative erwartungsgemäss als unnötig ab. Dem Bundesrat geht die Initiative zwar zu weit, er reagiert aber mit einem Gegenentwurf - weil er doch Handlungsbedarf sieht. Aber auch von einem Gegenentwurf wollen die LandwirtInnen nichts wissen. Ihr (ewiges) Argument: Der Vorschlag des Bundesrats mache die Lebensmittel teurer. Coop und Migros leisteten ihnen Schützenhilfe und sprachen sich gegen einen bundesrätlichen Gegenvorschlag aus. Bemerkenswert, denn in der Werbung von Migros und Coop tummeln sich die Tiere alle gutgelaunt auf Wiesen und Weiden – und das ist es ja, was Initiative und Gegenvorschlag eigentlich verlangen.

Aber plötzlich wollen Coop und Migros doch handeln und sprechen sich in der IG Detailhandel für einen indirekten Gegenvorschlag auf Gesetzesebene aus. Coop, Migros und Denner begrüssen, dass ein indirekter Gegenvorschlag das Tierwohl eben auf Gesetzes- und nicht auf Verfassungsebene regeln würde. Das hätten sie schon immer gewollt - siehe Werbung.

Ein indirekter Gegenvorschlag müsste aber bis Mitte März 2022 vorliegen, was wegen der geltenden Fristen und der Pflicht zur Vernehmlassung sehr knapp sei. Was den Bauernverband selbstverständlich freut. Nationalrat Kilian Baumann (Grüne) sieht zwar kein Problem darin: «Ein indirekter Gegenvorschlag des Parlaments würde sich stark an jenen des Bundesrats anlehnen», sagt der Biobauer, «und dazu hat eine Vernehmlassung bereits stattgefunden.»

Allerdings gilt in Bundesbern: alles andere als ein Sieg des Bauernverbands wäre eine Überraschung.

Quelle: Sonntagsblick vom 12. Dezember 2021, «Plötzlich wollen Coop und Migros handeln», von Camilla Alabor

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