Die teppichbildenden Wasserlinsen wachsen rasant, stecken voller Nährstoffe und könnten helfen, die Nutztierhaltung nachhaltiger zu gestalten. Doch bis sie in grossen Mengen verfüttert werden können, gibt es noch einige Herausforderungen zu meistern.

Forscher Timo Stadtlander. FiBLMarion Nitsch Dr. Timo Stadtlander befasst sich bereits seit zehn Jahren intensiv mit den Möglichkeiten der Wasserlinsen. Bild: FiBL/Marion Nitsch

Dr. Timo Stadtlander vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) beschäftigt sich seit zehn Jahren mit Wasserlinsen. Anfangs war er skeptisch, doch erste Studien zeigten, dass die Pflanzen enorme Mengen Biomasse produzieren und hohe Proteingehalte aufweisen. Dies führte zu weiteren Forschungsprojekten, unter anderem in Zusammenarbeit mit der Hochschule ZHAW und dem Bundesamt für Landwirtschaft.

Erste Fütterungsversuche mit Fischen

Erste Versuche mit Forellen, Egli und Karpfen brachten gemischte Ergebnisse. Während Forellen die Wasserlinsen gut verwerten konnten, hatten Egli Schwierigkeiten damit. Ein parallel laufendes Projekt in Vietnam testete Wasserlinsen auf einer Bio-Pangasiusfarm – mit vielversprechenden Ergebnissen. Doch die hohe Feuchtigkeit der frischen Pflanzen stellt eine Herausforderung dar, da sie nur etwa 5 bis 6,5 Prozent Trockensubstanz enthalten. Eine mögliche Lösung: die Verarbeitung zu Mehl. Dies ist jedoch energieintensiv und damit nicht optimal.

Es gilt noch Hürden zu überwinden

Wasserlinsen sind in der Schweiz bislang nicht als Futtermittel zugelassen. Stadtlander arbeitet mit der Leopold Bachmann Stiftung daran, dies zu ändern. Neben den rechtlichen Aspekten gibt es auch hygienische Bedenken: Da Wasserlinsen oft auf verdünnter Gülle wachsen, besteht das Risiko einer Kontamination mit Fäkalbakterien. Eine Silierung mit Getreide könnte hier Abhilfe schaffen – erste Tests zeigen, dass Coli-Bakterien bereits nach 48 Stunden nicht mehr nachweisbar sind.

Ein weiteres Problem ist die Aufnahme von Schwermetallen und Antibiotikarückständen. Wasserlinsen können Schadstoffe aus dem Wasser wie ein Schwamm absorbieren, was weitere Forschung notwendig macht.

Zudem ist die Produktion von Wasserlinsen noch nicht konkurrenzfähig. Laut Berechnungen aus dem BLW-Projekt liegen die Kosten pro Kilogramm Trockensubstanz deutlich über denen herkömmlicher Futtermittel. Eine effizientere Produktion könnte dies jedoch ändern.

Chancen für die nachhaltige Landwirtschaft

Stadtlander sieht Potenzial in einer dezentralen Nutzung: Betriebe könnten Wasserlinsen auf umgebauten Fahrsilos in speziellen Lagunen kultivieren. Zudem könnten Gewächshäuser helfen, die Vegetationsperiode zu verlängern. Besonders interessant wäre der Einsatz in der biologischen Geflügelhaltung, da Hühner vom hohen Proteingehalt profitieren könnten.

Ob Wasserlinsen das Futtermittel der Zukunft sind, bleibt offen. Das Interesse ist da, doch es fehlen Forschungsgelder. Sollte sich dies ändern, könnte die Wasserlinse eine nachhaltige Alternative zu importierten Futtermitteln werden.

Quelle: «Könnten Wasserlinsen das Tierfutter der Zukunft sein?», LID, 05.03.25

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