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Wie billig darf Brot sein?

Aldi Suisse verkauft 500-Gramm-Brote für 99 Rappen – und entfacht eine Debatte über Preis, Qualität und Fairness im Brotmarkt. Bäcker:innen warnen vor Folgen für Handwerk und Arbeitsplätze.

Billig-Pfünderli oder doch lieber Handgeschaffenes aus dem Hofladen? Bild: LID

Seit dieser Woche reduziert Aldi in der Schweiz die Preise für zwei Standardbrote deutlich: Das Halbweissbrot (500 g) kostet neu CHF 0.99 statt CHF 1.19 – eine Senkung um rund 17 %. Das Ruchbrot (500 g) fällt auf CHF 1.09 (zuvor CHF 1.29), also etwa 16 % weniger. Der Discounter begründet den Schritt mit Entlastung für die Haushaltsbudgets: «Brot ist ein wichtiges Grundnahrungsmittel, und wir möchten, dass es sich jede und jeder leisten kann.»

Die Konkurrenz reagiert

Mit der Preissenkung erhöht Aldi den Druck auf Mitbewerber: Nach der Ankündigung des Discounters haben Lidl und Denner ihre Preise für Brot und Backwaren bereits gesenkt. Laut SRF planen auch Migros und Coop, diesem Schritt zu folgen. Das entfacht eine Debatte in der Branche. 

Aldi spricht davon, «gezielt alle Kund:innen beim Haushaltsbudget zu entlasten». Bäcker:innen warnen dagegen vor einem ruinösen Preisdruck. «Ein Brot für 99 Rappen zu verkaufen, ist absolut absurd», wird Martin Mayer, Inhaber der Vuaillatbäckerei in Uster ZH, im «Blick» zitiert. Seine Mitarbeitenden arbeiteten nachts und am Wochenende; «der wahre Wert unserer Arbeit lässt sich kaum durchsetzen».

In einer gemeinsamen Erklärung kritisieren der Schweizerische Bäcker-Confiseurmeister-Verband (SBC), der Berufsverband Bäckerei & Confiserie Schweiz (Teil der Hotel & Gastro Union) sowie die Gewerkschaften Syna und Unia die Preisoffensiven der Grossverteiler und Discounter als «fragwürdig» und «schädlich». Die Sozialpartner fordern einen Wettbewerb über Qualität, Transparenz und Fairness statt über ruinöse Tiefstpreise. Faire Preise seien Voraussetzung für faire Löhne, gute Ausbildung und echte Handwerksqualität. Ein Bäckerbrot koste mehr, weil dahinter echtes Handwerk, Zeit für lange Teigführungen und hochwertige Zutaten stehen. Zudem investierten die Betriebe in die Ausbildung des Nachwuchses. Wer Schweizer Qualitätsbrot kaufe, unterstütze Menschen, Ausbildung und die regionale Wertschöpfung.

Preis runter – Nährwert auch?

Tiefpreise erhöhen tendenziell den Anreiz, Zeit- und Rohstoffschwankungen mit Verarbeitungshilfsstoffen (z. B. Enzymen), Emulgatoren oder Backmitteln zu kompensieren. So kritisiert Silvan Hotz, Präsident der Schweizer Bäcker-Confiseure (SBC) und Inhaber der Bäckerei Hotz Rust: «Ein fairer Preis für ein Pfund Brot liegt bei 4 Franken.» Tiefpreise seien «wohl nur durch industrielle Produktion, kurze Teigführung und billige Rohstoffe möglich – auf Kosten von Frische und Qualität». 

Wer Qualität und gute Produkte sucht, ist beim Bäcker des Vertrauens also weiterhin am besten aufgehoben – bevorzugt natürlich in Bio-Qualität. Ernährungsphysiologisch punkten Bio-Backwaren ohnehin häufig mit höherem Vollkornanteil und einer kürzeren Zutatenliste ohne Zusatzstoffe – nicht zuletzt ein Hinweis auf Qualität.

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