Migros setzt auf IP Suisse und verspricht faire Preise
Migros bewirbt IP-Suisse-Produkte als «erschwinglichen Mehrwert» und verkauft einen Teil davon neu zum Dauertiefpreis. Gleichzeitig verspricht Konzernchef Mario Irminger, die Einkommen der IP-Suisse-Produzent:innen nicht anzutasten.
Die Migros will die Partnerschaft mit IP-Suisse verbessern. Bild: jba / LID
Produkte mit dem roten IP-Suisse-Käfer sind in der Migros zur Erfolgsgeschichte geworden. Doch was bedeutet das für Produzent:innen? Der LID hat nachgefragt.
«Wir machen keinen Preisdruck auf die Bäuerinnen und Bauern», versichert Mario Irminger, Präsident der Generaldirektion des Migros-Genossenschaftsbundes, an der Delegiertenversammlung der Produzentenorganisation IP-Suisse letzte Woche.
Hingegen wolle die Migros mit den grossen Händlern wie Unilever, Coca-Cola, Nestlé und Co. härter verhandeln. Zudem setzt sie auf eine starke Vermarktung des IP-Suisse-Labels. Im Jahr 2026 will sie dafür rund 4 Millionen Franken für Marketingaktivitäten über die gesamte Migros-Gruppe einsetzen.
Doch wie gehen «Mehr»-Wert und «Tief»-Preis zusammen? Produkte mit dem Label «Tiefpreis» gebe es in allen Preiskategorien – entsprechend würden auch IP-Suisse-Produkte mit «Tiefpreis» ausgelobt, und die damit einhergehenden Kosten würden nicht zulasten der Produzent:innen gehen, sagt Migros auf Nachfrage.
«Interne Effizienzgewinne und die Fokussierung auf das Kerngeschäft ermöglichen es der Migros, die Preise für die Kundschaft zu senken, ohne die Nachhaltigkeitsstandards oder die Entlohnung der Produzent:innen zu gefährden», lässt die Migros weiter verlauten. Es handle sich also nicht um einen Widerspruch, sondern um eine gezielte Strategie, die sowohl die Kundschaft als auch die Produzent:innen berücksichtige.
Migros kündigt verbindlichere Zusammenarbeit an
In den letzten Jahren profitierte IP-Suisse bereits von einem starken Mengenwachstum im Rahmen der Zusammenarbeit mit der Migros. Umgekehrt ist die Partnerschaft mit IP-Suisse für Migros ideal, weil sie so ihre Nachhaltigkeitsziele besser erreichen kann. Denn die Landwirt:innen, welche nach IP-Suisse-Richtlinien produzieren, erfüllen bereits viele Kriterien: Sie schliessen Kreisläufe und schützen damit die Biodiversität und das Klima.
Der Migros-Chef gab sich an der Versammlung vor mehr als 100 Produzent:innen überraschenderweise recht selbstkritisch. «Wir haben uns in der Vergangenheit nicht immer sehr partnerschaftlich verhalten, auch gegenüber den Bäuerinnen und Bauern», sagt Mario Irminger.
Die Migros sei es sich gewohnt gewesen, die Spielregeln zu definieren. Dies soll sich nun ändern. Migros will die Partnerschaft stärken und gibt zu, dass in einigen Punkten noch Verbesserungspotenzial von ihrer Seite her besteht. Mario Irminger verglich die Partnerschaft mit einer Beziehung: Die Migros will zuverlässiger, fairer und transparenter werden gegenüber IP-Suisse. Sie will den Produzent:innen Planungssicherheit bieten und sich dabei an die definierten Richtwerte sowie die IP-Suisse-Prämien halten.
Bewährungsprobe für die Beziehung
Ob die Rechnung am Ende tatsächlich aufgeht – nachhaltiger Mehrwert für die Kundschaft, tiefere Preise im Regal und gleichzeitig stabile Einkommen für die Bauernfamilien – wird sich jedoch erst zeigen. Die kommenden Jahre dürften damit zur Bewährungsprobe für die versprochene «Mehrwertstrategie zum Tiefpreis» werden – nicht nur für die Migros, sondern auch für die Produzent:innen.