Herzliche Grüsse
Keller Karl
Und wenn sie dann mal aufhört, dann fehlen ihr ganz bestimmt all die guten Menschen, die in ihren Bioladen kommen. Cécile Meier, die Gründerin und Seele von Casa Natura, hat noch nie mehr als zwei Wochen Ferien gemacht. «Im Moment wüsste ich nicht, wie ich meine Zeit so gut verbringen könnte wie in meinem Laden», sagt sie und schmunzelt, aber es tönt echt.
Fausta Borsani (Text und Bild)/ Seit vierzig Jahren führt Cécile Meier ihren Bioladen und sie hat einen grossen Wandel in der Branche mitgemacht. «Als ich bei Herrn Naef in die Lehre ging, war es eine einfache und etwas karge Zeit», erzählt sie, «Konfitüre ohne Farbstoffe, kaltgepresste Öle, Apfelessig und schwarze Melasse, das war das wesentliche Reformangebot». Alle paar Wochen habe es ein neues Produkt gegeben. «Heute aber kommen zu mir Menschen, die sich gute und feine Lebensmittel leisten wollen: Wein, Fleisch, Gemüse, Früchte und … gesunde Gummibärli!», erzählt Cécile Meier. Im Laden gibt es 2600 Artikel und monatlich kommen 10 neue dazu. «Viele Menschen bieten mir ihre Bio-Produkte an, von Aloe Vera bis Zanderfilets», fügt sie hinzu.
Viele lokale Produkte integriere sie, wie das Bio-Bier der Brauerei Oerlikon, den Honig von Heidi Meier oder Mikas Stadtjäger. «Andererseits bin ich froh um einen Grossisten wie Bio Partner, der mir ein ganzes Sortiment anbietet. Dazu bin ich Fan von Biofarm-Produkten, aber auch von Naturkostbar, Naturkraftwerke und Vanadis und.. und.. und..», schliesst Cécile Meier begeistert. Aber die tollen Artikel bräuchten auch eine gute Bewirtschaftung und Pflege.
Alles mache sie doch nicht mit, zum Beispiel findet Cécile Meier Unverpacktes von der Idee her gut, aber die Hygiene und die Logistik machten zu viel Arbeit. «Wir wollen mit unserer Arbeit die Löhne und die Miete hereinholen», betont sie. Auch mit extremen Veganern hat sie Mühe: «Wenn ich jedes Rübli mit «vegan» etikettieren sollte, dann verweise ich schon ab und zu auf den gesunden Menschenverstand», sagt die gewitzte Geschäftsfrau - und findet es selbstverständlich, dass die gesunde Ernährung vor allem pflanzlich sei.
Ihren Lehrtöchtern ist sie ein Beispiel in Ehrlichkeit, Genauigkeit und Bewusstheit - Werte, die sie in der Familie und in der Lehre «eingesogen» hat. Sie bedient Menschen mit jedem Budget, die sich gesunde Bioprodukte leisten wollen: eine Mutter von 5 Kindern etwa, die einfach aber gesund für diese koche. Viele StammkundInnen kommen auch, weil sie Casa Natura als wichtige Institution im Quartier unterstützen wollen, trotz den vielen Grossverteilern in der Nähe. «Ich bin ihnen wichtig, weil ich als ganzer Mensch hinter dem stehe, was ich mache, und ich rede gerne mit den Kundinnen». Wer aber polemisieren wolle, der komme nach ihrer verhaltenen Reaktion einfach nicht mehr.
Cécile Meier spürt die Bio-Welle nicht, viel Bio-Umsatz gehe in grössere Taschen, bedauert sie: «Wir Bio-Läden müssen mit einem guten Standort, einem guten Sortiment, mit Beratung und Innovation punkten – und das ist Knochenarbeit.» In zwei Jahren könnte Cécile Meier theoretisch in Pension gehen, doch sie wird sich erst verabschieden, wenn sie ihren schuldenfreien, erfolgreichen Laden in gute Hände weiss.
Casa Natura, eröffnet 1980, Edisonstrasse 26, 8050 Zürich-Oerlikon, Homepage: www.der-bioladen.ch, Tel. 044 311 86 97, e-mail: info@der-bioladen.ch
Mit 70 Quadratmeter ist der Laden zwar klein, aber auch dank einer sehr guten Lage erfolgreich. Bei Casa Natura werden die 350% Stellenprozente auf mehrere Personen aufgeteilt - darunter auch 2 Lernende.