- 26. September 2024
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Die Ablehnung der Biodiversitätsinitiative durch die Schweizer Stimmberechtigten hat für Enttäuschung gesorgt. Diese Entscheidung sollte jedoch nicht als generelle Ablehnung der Biodiversitätsförderung interpretiert werden. Im Gegenteil, viele Gegner:innen der Initiative betonen, dass die Förderung der Biodiversität nun umso dringlicher ist.
Keine Ablehnung der Biodiversität
Das Nein an Urne bedeutet nicht das Aus für die Biodiversität in der Schweiz, erklärte etwa der Schweizer Bauernverband im Nachgang zur Abstimmung. «Biodiversität bleibt selbstredend auch nach dem Aus für die Volksinitiative ein unabdingbarer Eckpfeiler der Schweizer Landwirtschaft», doppelte die Agrarallianz nach.
Diese Stimmlage wurde auch bei einem Medienanlass des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL) deutlich, wo Experten aus Forschung, Politik und Praxis über zukünftige Massnahmen zur Unterstützung der Artenvielfalt diskutierten.
Funktionelle Biodiversität kann helfen
Die Schweiz hat in punkto Biodiversität Aufholbedarf. Lukas Pfiffner vom FiBL wies auf die alarmierende Situation hin: Rund 50 Prozent der Lebensräume und 60 Prozent der Insektenarten sind gefährdet. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, sei die Förderung der funktionellen Biodiversität entscheidend, um ressourcenschonende Bewirtschaftung und robuste Anbausysteme zu erreichen.
Landwirtschaft in der Verantwortung
Experten wie Katja Jacot von Agroscope unterstrichen die Verantwortung der Landwirtschaft für den Erhalt der Biodiversität, während Daniela Pauli von BirdLife Schweiz die Kombination von Schutz und Nutzung als entscheidend erachtete. Sie forderte eine umfassendere Anstrengung in allen Wirtschafts- und Gesellschaftsbereichen.
Innovation und Kooperation als Schlüssel zum Erfolg
Ein innovativer Ansatz wurde durch das Projekt ZiBiF zur zielorientierten Biodiversitätsförderung präsentiert. Dieses Konzept fördert nicht spezifische Massnahmen, sondern honoriert die tatsächliche Biodiversitätsqualität der Flächen. Flexibilität und Autonomie sind dabei zentrale Motivatoren für Landwirte.
Praktische Erfahrungen aus Projekten wie «Labiola» zeigen, dass Kooperation und gegenseitige Wertschätzung essenziell sind, um die Biodiversität effektiv zu fördern. Zudem betonten Vertreter*innen von Biobetrieben, dass der Austausch unter Landwirten mehr Wert für die Biodiversitätsförderung bringen kann als starre Vorgaben.
Austausch fördern
«Biobetriebe leisten bereits viel für die Biodiversität», erklärtendie Co-Verantwortliche für Politik bei Bio Suisse, Laura Spring. Das heisse aber nicht, dass da keine Entwicklung möglich ist. Jedoch sähen viele Biobetriebe mehr Sinn im Austausch von Landwirt*in zu Landwirt*in – zum Beispiel in Arbeitskreisen oder ProBio-Fachanlässen –, als in starren Vorgaben, die manchmal in der Praxis schwierig sind in der Umsetzung, sagte Spring. Sie plädierte, ähnlich wie Rebekka Frick unter anderem für Biodiversitäts-Massnahmen, die so ausgestaltet sind, «dass Betriebe diese selbstbestimmt und auf den Standort angepasst auswählen können».
Quelle: Medienmitteilung FiBL Schweiz, 24.09.24