Weltacker: 2000 Quadratmeter pro Person
Wie viel Ackerfläche steht jedem Menschen zu, wenn der fruchtbare Boden in der Welt gerecht verteilt wäre? Um solche Fragen kreist das Modell des Weltackers.
Auf dem 2000 Quadratmeter grossen Weltacker Attiswil finden regelmässig Führungen statt. Bild: zVg
Auf dem Weltacker wächst, was uns ernährt und versorgt: 2000 Quadratmeter Ackerfläche steht rechnerisch pro Person weltweit zur Verfügung, um einen Menschen mit Essen und Kleidung zu versorgen. Der Verein Weltacker Attiswil zeigt auf dem Bio-Betrieb Bleuerhof oberhalb Attiswil BE, wie das konkret aussieht.
Auf weniger als einem Drittel eines Fussballfelds wachsen hier massstabsgetreu die Ackerfrüchte, die derzeit auf der Welt angebaut werden. Besucher:innen erfahren auf ihrem Rundgang, wieviel Fläche der Anbau von Getreide, Sorghum, Sojabohnen, Gemüse oder Kakao einnimmt. Angesprochen werden auch Fragen wie Bodengesundheit, Wasser oder Klimawandel.
Europäer:innen beanspruchen viel Ackerfläche
Weltweit gesehen sind die Ackerflächen ungleich verteilt: «Der Weltacker will veranschaulichen, dass wir Europäer mit unserem Konsumverhalten deutlich mehr als 2000 Quadratmeter beanspruchen», erklärt Rosmarie Zimmermann, Mitbegründerin des Weltackers Attiswil.
Auf 2000 Quadratmetern könnten eigentlich genug Getreide und Gemüse angebaut werden, um einen Menschen in einem Jahr zu ernähren – jedoch nicht genug für die Produktion von «massenhaft Fleisch, Kleidung oder Bio-Benzin», sagt die Landwirtin. Das habe Konsequenzen: «Nutzen wir mehr Ackerfläche, als uns theoretisch zusteht, müssen Menschen in anderen Weltregionen mit weniger verfügbarer Ackerfläche und weniger Zugang zu lebensnotwendigen Konsumgütern auskommen.»
Rosmarie und Peter Zimmermann sind Mitbegründer des Weltackers Attiswil. Bild: Isabel Iten
Food Waste als Problem
Das Bauernpaar Rosmarie und Peter Zimmermann hat den Weltacker 2019 mitbegründet. «Das Thema Ernährung und fairer Zugang zu Ackerfläche hat uns schon lange beschäftigt.» Sehr stossend für die Zimmermanns ist zum Beispiel die Lebensmittelverschwendung in der Schweiz.
Ein Drittel der Lebensmittel werde weggeworfen oder komme gar nicht erst in die Supermarktregale. Darauf weist das Bauernpaar bei ihren Führungen regelmässig hin, welche der Verein Firmen, Privaten und Schulklassen anbietet.
Der Weltacker ist ein gemeinnütziger Verein. In der Schweiz gibt es drei Weltäcker - in Nuglar SO, Bern und Attiswil BE. Mitte 2024 hat sich neu auch der Verein Weltacker Zürich gebildet.
Stefan Hartmann, Verein Blühpatenschaften Uster
Mehr Nischen für Insekten
Buntbrachen, Ackersäume oder Blühstreifen: Der 13 Quadratkilometer grosse Agrargürtel um Uster ZH lässt viel Raum für Blühflächen – für Schwebe- und Florfliegen, Wildbienen, Hummeln, Schmetterlinge. Usters «grünes» Potenzial ist gross, jedoch weitgehend ungenutzt. Der Verein Blühpatenschaften Uster möchte, dass die rund fünfzig Bauernhöfe von Uster mehr Blühstreifen und Buntbrachen für Insekten und andere nützliche Kleintiere anlegen.
Die Mitglieder des Vereins helfen bei Jäteinsätzen. Dabei kommen die Bäuerinnen und Bauern mit den Vereinsmitgliedern, aber auch mit Schüler:innen ins Gespräch. Auch das ist eine Idee des Vereins: Schulklassen können einen Projektmorgen auf dem Acker verbringen, sie lernen Blumen und Insekten kennen und können dabei den Bauern oder die Bäuerin mit Fragen löchern.
Der vierjährige Verein Blühpatenschaften in Uster mit 145 Mitgliedern hat 2024 acht Einsätze geleistet sowie drei Exkursionen und drei Veranstaltungen durchgeführt. Zu den Höhepunkten des Jahres zählten ein Flyer zu den zwölf Hofläden in Uster, eine Vogelexkursion sowie eine Exkursion zum HofLabor Mönchaltdorf, eine Hecken- sowie eine Hochstammaktion und nicht zuletzt eine Apfeldegustation.
An der Mitgliederversammlung des Vereins Blühpatenschaften Uster vom 3. Februar 2025 stellen Rosmarie und Peter Zimmermann den Weltacker in der Bibliothek Uster vor.