Düfte sind eine wunderbare Möglichkeit, Gefühle auszudrücken und hervorzuzaubern. Künstliche Düfte enthalten aber oft Inhaltsstoffe, die der Gesundheit schaden, zum Beispiel Farbstoffe, Phtalate oder künstliche Moschus-Düfte. Darum haben wir Nicole Baur von Hautquartier und Roland Tentunian von Florascent über Natur- und Bio-Parfüme ausgefragt.

banner cc30 rose 2020«Ein virtuoser Natur-Parfümeur findet durchaus Naturstoffe für seine Riechstoffpalette, mit denen er seine Duftkompositionen kreiert», so Roland Tentunian, Chef von Florascent. Bild: Florascent

Was sind eigentlich Bio-Parfüme, was zeichnet sie aus? 

Roland Tentunian: Bio-Parfüme bestehen aus natürlichen pflanzlichen Rohstoffen. Sie sind Mischungen: ätherische Öle, dazu «Absolues», also aus Pflanzen gewonnene ölige Duftstoffe, dazu alkoholische Pflanzenauszüge und Tinkturen sowie Alkohol. Die Bezeichnung «bio» bezieht sich auf den verwendeten Alkohol, der in einem Eau de Toilette oder Eau de Parfum mit rund 80 bis 90 % den Löwenanteil des Duftwassers ausmacht. Bio sind die Ausgangsstoffe wie z.B. Weizen, Mais und weitere stärkehaltige oder zuckerhaltige Pflanzen, die durch die alkoholische Gärung in Alkohol umgewandelt werden.

Nicole Baur: Die eigentlichen Duftstoffe d.h. die ätherischen Öle und Absolues gibt es nur begrenzt aus Bio-Anbau, das geht z.B. bei einigen Citrusölen und bei Rosenöl. Manchmal stammen die Pflanzen für die ätherischen Ölen ja auch aus Wildsammlungen.

Roland Tentunian: Wir bei Florascent importieren selbst z.B. Bio-Vanille aus Madagaskar und extrahieren unsere Absolues selbst. So stellen wir sicher, dass es auch echte Vanille ist, die in unsere Kompositionen einfliesst!

Bio-Düfte oder Naturdüfte, was ist der Unterschied?

Roland Tentunian: Egal ob Natur- oder Bio-Parfum, die eigentliche Duftkomposition besteht aus natürlichen pflanzlichen Ausgangsstoffen. Gerade in der heutigen Zeit, in der Nachhaltigkeit einen immer grösseren Stellenwert einnimmt, sind Parfums aus natürlichen Zutaten ein wirklicher Luxus. Denn der Aufwand, um aromatische Pflanzen zu kultivieren und daraus natürliche Aroma und Duftstoffe zu gewinnen, ist sehr gross.

Nicole Baur: Gerade in Ländern in denen aufgrund des Klimas viele der Aromapflanzen gedeihen, z.B. in Indien, Ägypten oder Madagaskar, sind Anbau und Weiterverarbeitung die Lebensgrundlage vieler Menschen. Diese zu sichern liegt also in der sozialen Verantwortung derer, die solche Rohstoffe verarbeiten und letztendlich auch derer, die die daraus resultierenden Düfte kaufen und verwenden.

Haben Naturdüfte auch bedenkliche Inhaltsstoffe?

Roland Tentunian: Doch! Auch Natur und Bio-Parfums können toxische oder allergene Substanzen enthalten. Man kann diese an den Inhaltsstoffangaben erkennen. Dort werden z.B. Stoffe wie Limonen, Citral, Citronellol und viele mehr aufgeführt. Diese müssen von Gesetzes wegen auf der Verpackung aufgeführt werden, da sie bei einigen Menschen Allergien auslösen könnten. Auch ein Bio-Bergamottöl, das diverse Furocumarine enthält, kann in Verbindung mit Sonnenlicht etwa zu Rötungen führen.

Nicole Baur: Deswegen sollte man Parfüm grundsätzlich sparsam verwenden und direkte Sonneneinstrahlung vermeiden. Auch hier macht die Menge das Gift.

Braucht man für Bio-Düfte Tierversuche?

Nicole Baur: Definitiv nein! Es werden dafür weder Tierversuche durchgeführt noch in Auftrag gegeben. Ebenfalls werden keine tierischen Inhaltsstoffe verwendet.

Natur-Düfte, warum sind sie gut für den Menschen?

Nicole Baur: Menschen lieben Düfte! Und dies nicht erst in der heutigen Zeit. Schon seit dem Altertum umgeben sich Menschen gerne mit Düften.  Diese gehören zu unserem kulturellen Gut.

Roland Tentunian: Düfte wie wir sie heute kennen wurden erst in der Zeit des frühen 17. Jahrhunderts geschaffen. Mit den damals aufkommenden Methoden wie der Wasserdampfdestillation, Extraktion und Mazeration wurde es erst möglich, die duftenden und aromatischen Teile der den Pflanzen zu gewinnen und für parfümistische und pharmazeutische Zwecke einzusetzen. Für die Natur-Parfümeuse von heute lohnt sich der Blick auf jene Zeit, in der es noch keine «synthetische Chemie» gab und die Parfümrohstoffe rein pflanzlichen Ursprungs waren.

Halten Bio-Düfte auch lange an?

Roland Tentunian: Das ist immer eine Frage der «Inszenierung» eines Duftes und seines Aufbaus, seiner Architektur. Von einem Parfüm wird erwartet, dass es über mehrere Stunden auf der Haut haftet. Dies kann man natürlich von Kompositionen, die nur Citrusöle enthalten, nicht erwarten, da sie auf der Haut recht schnell verdampfen und nach kurzer Zeit verflogen sind. Deshalb sollte auch ein Naturparfum aus Stoffen aufgebaut sein, die weniger flüchtige Bestandteile enthalten und nicht so schnell «verduften». Ein virtuoser Natur-Parfümeur findet durchaus Naturstoffe für seine Riechstoffpalette, mit denen er seine Duftkompositionen kreiert.  Es ist immer eine Frage des Wissens, der Erfahrung und Kreativität.

Wie sucht eine Frau ihren Natur-Duft aus?

Nicole Baur: Am besten probiert sie den Duft direkt auf der Haut aus. Dazu sprüht sie eine kleine Menge z.B. auf den Handrücken auf und beobachtet die Duftentwicklung. Dabei kann sie leicht feststellen, ob ihr der Duft gefällt und mit der Haut harmoniert. Wichtig dabei ist auch immer, sich mit dem Duft wohlzufühlen.

Roland Tentunian: Auch kann sie dadurch feststellen, ob sie den Duft verträgt und es zu keinen allergischen Reaktionen kommt.

Und wie sucht ein Mann Bio-Düfte aus?

Roland Tentunian: Ebenso! Wie die Damen so die Herren.

Gibt es nur teure Bio-Düfte?

Nicole Baur: Es gibt preisgünstige und auch teure Düfte. Wenn der Preis im Vordergrund steht, können sicher keine kostspieligen Rohstoffe eingesetzt werden.

Roland Tentunian: In den letzten Jahren haben sich viele der eingesetzten natürlichen ätherischen Öle drastisch verteuert. Letztlich ist es immer auch eine Frage des persönlichen Geschmacks sowie der Wertschätzung, die wir einem Produkt entgegenbringen, das wir gerne verwenden möchten. Qualität hat auch in diesem Falle ihren Preis.

Welcher Duft ist euer Liebling?

Nicole Baur: Ganz klar «Monsieur Balode» von Florascent. Es ist eigentlich ein Herrenduft. Er begeistert mich immer wieder aufs Neue, er ist samtig, herb, weich und aromatisch zugleich. Die Duftnoten aus Tonka, Heu, Holz, Geranium und andere bilden ein harmonisches und elegantes Ganzes.

Roland Tentunian: Einer meiner Lieblinge ist «Ambre». Ich habe diesen Duft für mich selbst kreiert und trage ihn zu besonderen Anlässen und eher am Abend. Für den Tag wäre er mir zu opulent.

Und wie hast Du «Ambre» kreiert?

Roland Tentunian: Einen Ambra-Komplex aus rein pflanzlichen Duftstoffen aufzubauen, das war die grosse Herausforderung. Die tierische, echte Ambra diente dabei als Vorlage. Davon hatte ich mir glücklicherweise, als ich vor einigen Jahren Japan bereiste, in einer kleinen Manufaktur für feinste Räucherstäbchen in Kyoto ein kleines Muster einer hervorragenden Qualität besorgt. Das Gramm davon kostete schon damals rund 250 Euro! Den von mir aufgebauten rein botanischen Ambra-Duft-Komplex habe ich dann noch verfeinert – mit einem Rosen Absolue und sizilianischer Bergamotte um ihm Volumen und Spritzigkeit zu verpassen. Voilà - und fertig war Ambre für die Florascent Classic Collection!

CC30 2018 PivoineDas Natur-Parfüme Pivoine. Bild: Florascent

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