Bio-Pangasius aus Vietnam. So verkaufen es die Migros und Coop. Aber der angebliche Bio-Pangasius erfüllt die EU-Biorichtlinien nicht und verlangt auch Ausnahmen vom Hormonverbot der Bio Suisse.

PangasiusPangasius eignet sich beim heutigen Wissensstand nicht sehr gut für Zuchten. Bild: Wikipedia GFDL
Pangasius in Bio-Qualität gibt es nur bei Coop und Migros. Bei beiden kostet der Zuchtfisch bis 23 Franken das Kilo. Das ist mehr wie doppelt so viel als die konventionelle Variante. Wenn alles stimmen würde, wäre der höhere Preis ja gerecht, aber leider zeigen Recherchen der Zeitschrift Saldo, dass die Fischfarm Long Xuyen im vietnamesischen Mekong-Delta nicht über eine eigene Jungfischaufzucht verfügt. Sie bezieht alle Jungfische von konventionellen Zuchtfarmen, die bei der Vermehrung der Tiere künstliche Hormone einsetzen. Was laut EU-Biorichtlinien verboten ist. Die Fische verbringen also bis zu einem Drittel ihres Lebens in den engen Teichen der konventionellen Intensivzuchten - und fressen konventionelles Futter.

Die Fischfarm, die dem deutschen Unternehmen Wertewerk gehört, bezieht ihr Fischfutter teilweise aus dem fernen Europa, über 8000 Kilometer weiter weg. Und schliesslich werden die schlachtreifen Fische nicht lokal verarbeitet, sondern zuerst lebend in Schiffe verladen und gemäss Branchenkennern dann tagelang den Fluss hinab transportiert, bevor sie getötet werden. Tierwohl geht anders. Coop und Migros sagen allerdings, die Transportdauer von 10 Stunden werde nicht überschritten.

Bio-Pangasius bei der Migros. Nicht tierfreundlich. Bild: F. Borsani
Coop schwärmte in der Coop-Zeitung von der vietnamesischen Bio-Pangasius-Farm: In den Wassertanks würden «nur» zwölf Fische pro Kubikmeter schwimmen, nicht 100 wie in konventionellen Intensivzuchten. Gefüttert werde «ausschliesslich gentechfreies Bio-Futter». Nicht zugelassen seien «leistungssteigernde Medikamente, Hormone und andere Zusätze». Bio Suisse erfuhr von Saldo von den Missständen beim vietnamesischen Biofisch: «Die erhobenen Vorwürfe sind für uns neu.» Jetzt will Bio Suisse die Fischfarm vor Ort überprüfen.

Übrigens: Laut dem Pangasius-Profil der fair-fish database von Bionetz-Mitglied fair-fish eignet sich Pangasius nicht gut als Zuchtfisch. Das liegt einerseits daran, dass es nur sehr wenig Wissen über das Verhalten von Pangasius in der Wildnis gibt und damit die Grundlage fehlt, mit den Bedingungen in Gefangenschaft zu vergleichen. Andererseits gibt es auch aus Zuchten nur wenige Daten. Wahrscheinlich wird Reproduktion inzwischen hauptsächlich hormonell manipuliert, darüberhinaus sind die Tiere im frühen Jungtierstadium kannibalistisch, die Jungtiere erleiden Stress beim Transport und es gibt kein Schlachtprotokoll, das für schnelles Betäuben und augenblickliches Töten sorgt. Das sind alles Punkte, die hohem Wohlbefinden abträglich sind.

Quellen
Saldo 5/2023
fair-fish database

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