In einem Statement haben europäische Wissenschaftler:innen davor gewarnt, Pflanzen aus neuer Gentechnik ohne Risikoprüfung in der EU zuzulassen. Mit einem breit abgestützten offenen Brief wurde ebenfalls gefordert, den entsprechenden Vorschlag der EU-Kommission zurückzuweisen.

weizen aehreDie Expert:innen warnen vor Gefahren durch nicht evolutionär angepasste Organismen. Bild: Pixabay

Die Unterzeichnenden kommen unter anderem aus den Bereichen Molekularbiologie, Technikfolgenabschätzung, Umweltwissenschaften und Medizin. Sie wenden sich gegen den aktuellen Gesetzesvorschlag der EU-Kommission.

Gemäss Vorschlag der EU-Kommission sollen in Zukunft Pflanzen aus neuer Gentechnik (NGT) ohne Risikoprüfung in die Umwelt gelangen dürfen. Die Wissenschaftler:innen weisen darauf hin, dass der Gesetzesvorschlag die wesentlichen Unterschiede zwischen neuer Gentechnik und konventioneller Züchtung und die damit verbundenen Risiken ignoriert.

Gefahren für Mensch und Umwelt

In ihrem gemeinsamen Statement warnen die Expert:innen vor Gefahren für Mensch und Umwelt und einer Überlastung der Ökosysteme durch nicht evolutionär angepasste Organismen. Die Kernaussage lautet: «Der Vorschlag der EU-Kommission ist unzureichend, um Sicherheit für Mensch und Umwelt zu garantieren, sollten Pflanzen aus neuer Gentechnik oder daraus hergestellte Produkte in der EU in die Umwelt entlassen oder zur Vermarktung zugelassen werden. Der Vorschlag muss zurückgewiesen oder substanziell verändert werden.»

Wie die Wissenschaftler:innen feststellen, ermöglichten es die früheren Gentechnikverfahren, Gene über die Artgrenzen hinweg zu übertragen, um neue Eigenschaften einzuführen. Jetzt jedoch machen es die Verfahren der neuen Gentechnik möglich, die Eigenschaften einer Art in einem Ausmass zu verändern, wie es mit konventioneller Züchtung unmöglich oder zumindest sehr unwahrscheinlich wäre. Das gilt auch, wenn keine zusätzlichen Gene eingefügt werden.

Risiken müssen geprüft werden

Die Expert:innen betonen, dass es wissenschaftlich nicht korrekt ist, anzunehmen, die Risiken der neuen Gentechnik für Mensch und Umwelt seien generell geringer als die transgener Pflanzen. Deswegen müssten sowohl transgene Pflanzen als auch die aus neuer Gentechnik auf Risiken geprüft werden, bevor Freisetzungen stattfinden.

Die Expert:innen sind mit ihrer Kritik nicht allein: So unterzeichneten jüngst siebzig Wissenschaftler:innen einen offenen Brief an die EU-Kommission, in welchem sie die geplante EU-Richtlinie kritisieren. Auch sie fordern, dass der Vorschlag der EU-Kommission zurückgewiesen wird.

«Keine Mehrheit für Gentechnik-Deregulierung bei EU-Agrarministern», VLOG, 11.12.23

Statement von Expert:innen zu Risiken von NGT-Pflanzen (englisch, PDF, Website testbiotech.org)

Offener Brief zum Gesetzesvorschlag der EU-Kommission zu neuen Gentechnolgien (englisch, Website newgmo.org)

Gentechnik strikt regulieren! (bionetz.ch-Nachricht vom 26.10.23)

Quelle: «Stimmen der Wissenschaft gegen Deregulierungspläne der EU-Kommission», SAG Schweizer Allianz Gentechfrei, 5.12.23

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