Zum Hauptinhalt springen

Pronatec AG: Bio und fair trotz Preisdruck

Die Firma Pronatec AG verarbeitet ausschliesslich Bio-Kakao. Diesen bezieht die Firma direkt von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern. Die Märkte präsentieren sich angespannt.

Kakao Fruechte 1070Pronatec bezieht die Kakaobohnen direkt von Kleinbauern-Kooperativen. Bild: Pixabay

Der Kakaoverarbeitungsbetrieb Pronatec Swiss Cocoa Production verarbeitet in Beringen SH ausschliesslich Bio-Kakaobohnen. Für das Unternehmen war die Eröffnung der eigenen Anlage im Jahr 2022 ein grosser Schritt.

«Wir wollten volle Rückverfolgbarkeit und keine Vermischung mit konventioneller Ware mehr», sagt Simon Yersin, Geschäftsleitungsmitglied bei Pronatec, gegenüber den Schaffhauser Nachrichten. Möglich werde dies durch getrennte Chargenverarbeitung und ein eigenes digitales Kontrollsystem, mit dem sich die Herkunft jeder Bohne bis zu den Kleinbäuerinnen und Kleinbauern rückverfolgen lasse.

Pionierin für Bio- und Fair-Trade-Kakao

Seit fast fünfzig Jahren engagiert sich das Schweizer Familienunternehmen für fair gehandelten und nachhaltig produzierten Kakao. Mit der vor drei Jahren eröffneten Pronatec Swiss Cocoa Production betreibt bionetz.ch-Mitglied Pronatec nun die weltweit erste ausschliesslich biologische Kakaoverarbeitungsanlage. Hier werden Bio-Kakaomasse, -butter, -pulver und -nibs hergestellt, allesamt «Made in Switzerland». Ein Anteil von 75 Prozent des verarbeiteten Kakaos ist doppelt zertifiziert: Bio und Fair-Trade.

Pronatec bezieht die Kakaobohnen direkt von Kleinbauern-Kooperativen aus der Dominikanischen Republik sowie aus Peru, Ecuador, Panama, Madagaskar, Sierra Leone und Togo. Neben Kakao umfasst das Sortiment auch Produkte wie Zucker, Bourbon-Vanille und Gewürze. Durch die direkten Handelsbeziehungen wird einerseits die Rückverfolgbarkeit der Produkte bis zu den Bäuerinnen und Bauern gewährleistet, andererseits auch deren Lebensgrundlage verbessert.

«Uns ist wichtig, langfristige Partnerschaften aufzubauen, nicht nur punktuell Bio zu kaufen», sagt Yersin. In der Dominikanischen Republik, wo der Grossteil des Kakaos herkommt, betreibt das Unternehmen eine eigene Tochtergesellschaft mit rund 140 Mitarbeitenden. Sie koordinieren die Ernte, die Fermentation sowie den Export.

Schokolade 1070Nachhaltig produzierte Schokolade hat ihren Preis. Bild: Pixabay

Nähe, Transparenz, Qualiät

«Das Modell des Direct Sourcing bringt viele Vorteile mit sich: Es schafft Nähe, Transparenz und bessere Qualität», sagt Yersin. Gleichzeitig sei es kein Selbstläufer, da der Bio- und der Kakaomarkt aktuell angespannt seien: «2024 war ein Jahr der Extreme, und viele Produzenten hielten ihre Verträge nicht ein, weil die Weltmarktpreise in die Höhe schossen. Wir mussten bis zu fünfmal mehr Kapital aufbringen, um die benötigten Mengen zu sichern.»

Die Vision des Unternehmens geht über fairen Handel hinaus: Pronatec fördert Agroforstsysteme in Madagaskar, stellt klimaresistente Kakaosetzlinge zur Verfügung und arbeitet mit myClimate an der Reduktion der Treibhausgas-Emissionen. Die Fabrik läuft mit Wasserkraft, bald soll Solarstrom folgen. Für die Auslieferung flüssiger Bio-Kakaomasse und -Kakaobutter kommen seit diesem Frühjahr E-LKWs zum Einsatz. Simon Yersin erklärt: «Wir versuchen, ganzheitlich zu denken – ökologisch, sozial und wirtschaftlich. Aber das geht nur, wenn Markt und Politik Nachhaltigkeit auch belohnen.»

Seit bald fünfzig Jahren ist Pronatec Pionierin für biologisch produzierte und fair gehandelte Kakaoprodukte, für Zucker, Vanille und Gewürze. Heute arbeiten rund 65 Mitarbeitende am Hauptsitz in Winterthur ZH und rund 35 am Produktionsstandort für Kakao-Halbfabrikate in Beringen SH. Dazu kommen rund 300 Mitarbeitende der Tochtergesellschaften in den Ursprungsländern der Lebensmittel-Rohstoffe. Das Unternehmen ist Gründungsmitglied der Schweizer Plattform für Nachhaltigen Kakao. www.pronatec.com

Weitere Nachrichten