Bio-Wissen
Jeder Biobetrieb wird mindestens 1 mal jährlich von einer offiziell anerkannten Biokontrollstelle kontrolliert. Jeweils 5% der Betriebe werden ein zweites Mal unangemeldet kontrolliert. Die wichtigsten und vom Bundesamt für Landwirtschaft offiziell anerkannten Kontrollstellen in der Schweiz sind bio.inspecta und Bio Test Agro).
Auch im europäischen Umfeld wächst der Biolandbau kontinuierlich. Trotzdem beträgt der Anteil der unter offizieller Kontrolle stehenden Bioanbauflächen weltweit gesehen trotzdem nur rund 1%. Die wichtigsten Bioanbauverbände im deutschsprachigen Raum sind bioland.de, naturland.de, demeter.de, bio-austria.at
Die meisten Biobetriebe sind dem grössten Anbauverband Bio Suisse angeschlossen und halten auch dessen Richtlinien ein. Stand Ende 2019 hielten 325 Betriebe zusätzlich die Richtlinien von Demeter ein und sind auch dem entsprechenden Verband angeschlossen. (Quelle: Jahresbericht Schweizerischer Demeter Verband)
Stand Ende 2019 produzierten 7300 Betriebe in der Schweiz und Liechtenstein auf 17% der landwirtschaftlichen Nutzfläche nach Bio-Richtlinien (Quelle: Bio Suisse). Unter den Kantonen gibt es grosse Unterschiede. In den Milchwirtschaftsregionen wie z.B. dem Kt. GR ist der Anteil an Biobetrieben wesentlich grösser, als in den Ackerbauregionen wie z.B. dem Kt. VD. Die Biolandwirtschaft boomt jedoch nach wie vor. In vielen Bereichen wie z.B. bei den Getreidekulturen, kann die steigende Nachfrage nicht abgedeckt werden.
Wer Bioprodukte verarbeitet oder handelt muss sich einer Biokontrolle unterziehen. Die wichtigsten durch das Bundesamt für Landwirtschaft akkreditierten Kontroll- und Zertifizierungsstellen in der Schweiz sind: bio.inspecta, BIO TEST AGRO AG, Ecocert IMOswiss AG, Schweizerische Vereinigung
für Qualitäts- und Management- Systeme (SQS) und ProCert.
Grössere Unternehmen v.a. in der Verarbeitung sind mit der Regelung von Prozessen und ihrer Dokumentation meistens gut vertraut. Von anderen Qualitäts- und Zertifizierungsprogrammen her sind sie geübt. Grössere Mühe haben oft handwerkliche Betriebe, deren Alltag sich in der Produktion und nicht im Büro abspielt. Eine gute Organisation kann allerdings manchen Ärger und auch Kosten (für Nachkontrollen) ersparen. Das Sorgfaltsgebot hat auch einen sozialen Aspekt: Im Bericht des kantonalen Labors wird schlicht aufgezählt, bei wie vielen Betrieben Beanstandungen vorgenommen wurden. Ob es sich bei einer Beanstandung um einen Protokollierungsmangel oder um falsch deklarierte Zutaten handelte, interessiert den flüchtigen Betrachter wenig. Die Schlagzeile vom «Bio-Bschiss» ist schnell geschrieben. Der Image-Schaden für die ganze Branche sitzt.
Wer Biolebensmittel herstellt und vermarktet muss an vieles Denken. Oft steht am Anfang, das Ziel, mit qualitativ hoch stehenden Bioprodukten etwas Gutes für die Natur, die KundInnen und letztlich auch für sich selber zu tun. Die genaue Kenntnis über die vielfältigen Bioanforderungen einerseits und den noch vielfältigeren allgemeinen lebensmittelrechtlichen Vorgaben anderseits kann für fundiert ausgebildete Berufsleute ebenso anspruchsvoll sein wie für QuereinsteigerInnen.All diese Anforderungen gilt es, in ein an die Betriebspraxis angepasstes Selbstkontroll-System zu integrieren, bei grösseren Unternehmen empfiehlt sich die Integration in einen umfassenden branchenüblichen QM-Standard.
Der Biohandel wird im Rahmen gegenseitiger Anerkennungsverfahren geregelt, die auch die Auflagen für den Bioimport, bzw. -Export im Detail regeln. Nach einem jahrelangen gegenseitigen Anerkennungsverfahren ist neuerdings der Biohandel zwischen der Schweiz und der EU ohne die bisher üblichen Kontrollbescheinigungen möglich. Dies erleichtert die Biovermarktung von Schweizer Qualitätsprodukten massiv und macht den Einstieg in den Bioimport auch für kleinere Unternehmen interessant.
Um die Ausbildung im Bio-Reformfachhandel in der Schweiz kümmert sich vor allem der Detailhandelsverband VELEDES. bionetz.ch hat seit Jahren eine sehr intensive und konstruktive Zusammenarbeit mit VELEDES. Zusammen organisieren die beiden Organisationen unter anderem eine jährliche Fachtagung.
Der wichtigste Anbieter mit einem Bio-Vollsortiment in der Schweiz ist Bio Partner AG. In der Grossregion Zürich hat es noch Pico Bio sowie im Grossraum Bern die Firma Horai.
Ferner hat es mehrere Anbieter mit einem Trockenwarensortiment: Morga, Biofarm, Naturkraftwerke, Phag. Weitere Anbieter finden Sie auch in unserer Adress-Übersicht.
Der urtümlichste Vermarktungskanal für Biolebensmittel in der Schweiz sind die Bio-Fachgeschäfte. Diese sind in den letzten Jahren jedoch zunehmend durch das immer grösser werdende Angebot der Grossverteiler unter Druck geraten.
Die Nachfrage nach Bioprodukten ist nach wie vor kontinuierlich am Steigen. Ein Bild davon kann man sich auch an der jährlich im Februar in Nürnberg stattfindenden und weltweit grössten Biofachmesse Biofach machen.
«Wir haben ein Lokal gefunden und möchten einen Bio-Laden eröffnen. Worauf müssen wir achten?». Eine solche Frage trifft gelegentlich bei bionetz.ch ein. Das darauf hin geführte Gespräch zeigt, dass die betriebswirtschaftlichen Zusammenhänge zwischen Lokalmiete, Umsatz, Personalkosten, Marge usw. wenig bekannt sind. Für Detailhandel und Gastronomie lassen sich ohne weiteres Musterbudgets aufstellen. In der Regel kommt man dann schnell zu einem Urteil, ob man es sich zutraut, mit der vorgegebenen Kapazität (Ladengrösse, Personal) den notwendigen Umsatz zu erreichen. Der ersten eigenen Urteilsbildung kann eine individuelle Beratung folgen.